Ihr werdet Colditz fehlen
Am Heilig Abend des vergangenen Jahres schloss auch Erich Remane 89jährig seine Augen. Sein Leben in unserer Stadt Colditz war geprägt von einem großen Engagement für die Feuerwehr. Über Jahrzehnte hat er mit dafür gesorgt, dass sie stets einsatzbereit war und der Nachwuchs sich wohlfühlte. Das Wort “Kamerad” hat in der Feuerwehr eine besondere Bedeutung; Einer ist auf den Anderen angewiesen. Das setzt vorraus, dass unterein- ander ein gutes Klima herrscht, woran er stets arbeitete. Mit zunehmendem Alter muss man der Jugend den Platz für den aktiven Einsatzdienst räumen. Erich Remane zog sich aber nach diesem Schritt nicht zurück, sondern widmete sich intensiv um die Pflege der Geschichte rund um die Colditzer Feuerwehr, eine sehr nützliche Tätigkeit. Um diese Chronik fortzuführen und zu ergänzen, suchte er eifrig nach deren Quellen.
Am 9.1.2023 schloss nach schwerer Krankheit Ex-Bürgermeister Manfred Heinz 69jährig seine Augen. Der Krebs war zurückgekehrt und die Ärzte im Leipziger St.-Georg-KH machten ihm deutlich, dass keine Hilfe mehr möglich ist. Auf seinen und seiner Fraues Wunsch wurde er nach Hause in die Hohnbacher Deutzmühle entlassen, um palliativ-medizinisch betreut seine letzten Tage in der gewohnten Umgebung zu verbringen. Manfred Heinz, aufgewachsen in Leutzsch, widmete sich mit Leib und Seele der Politik, vor allem auf der kommunalen Ebene. Noch als LDPD-Politiker musste er den politischen Umsturz und Fall der DDR miterleben. Damals Bürgermeister der Stadt Colditz, versuchte diesen Eingriff in die Colditzer Stadtgeschichte abzufedern, was ihm aber alleinig nicht gelang. Den härtesten Brocken musste er mit der Schließung des Pozellan- werkes, des größten Arbeitgebers der Region, mit ansehen. Die Arbeitlosenzahl explodierte und die Stadtkasse fiel mit diesem enormen Wegfall an Steuereinnahmen in ein tiefes Loch. Trotz seines Strebens, über führende Politiker auf höchster Ebene, Hilfe zu bekommen, blieb Colditz allein auf sich gestellt.
Sein Engagement in der Politik hat er aber nie aufgegeben – aus der LDPD wurde die FDP. Die Colditz-Probleme brachte er in allen Ämtern, die er auf Stadt- oder Kreisebene begleitete, stets teils kritisch zur Sprache. “Ich höre den Leuten gerne zu, und wenn sie Recht haben, muss ich mich eben an passender Stelle dafür einsetzen; dafür bin ich doch da;” so Heinz. Unvorbereitet ging er auch in keine Stadtrats-Sitzung. Als einer der wenigen Stadträte stellte er dadurch auch viele Fragen zu Punkten, die nicht richtig oder garnicht formuliert waren. Gerade das wird, so viele Äußerungen nach der Nachricht seines Todes, merklich fehlen.
Eines seiner Hobbys war der Fussball, nicht nur als BVB-Fan. Zu Hause pflegte er all die Jahre engste Verbindung zu den Colditzer Sportlern. Der Sport und die Weltpolitik finden manchmal auf eigene Art und Weise zusammen. Als die Flucht aus dem lange umkämpften Afghanistan in vollem Gange war, kümmerte er sich um 2 Jugendliche aus diesem Land, die hier Obdach gedunden hatten. “Vielleicht kann ich sie durch den Sport auf andere Gedanken bringen”, so Heinz. Als im vergangenen Jahr der menschen- verachtende Krieg in der Ukraine losbrach, Flüchtlinge sich auf den Weg in eine sicherere Gegend machten, zeigte er in einer symbolischen Aktion, wo Colditz steht. Bekannte und Freunde, die seine Einstellung richtig fanden, unterstützten ihn dabei.
So hinterlässt Manfred Heinz ein großes Loch in der kommunalen Zusammenarbeit. Stadt- und Landleben besteht aus vielen Facetten; es gehört Fleiß und Geschick dazu, sie zusammen zu fügen. Als Schiedsrichter brachte er die sportliche Variante mit in´s Spiel: “du darfst manchmal nicht einfach wegschauen; es soll am Ende ein gerechtes Spiel werden, beide Gegner damit zufrieden”.
1 Kommentar
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Der Artikel”Was fehlt,merkt man erst,wenn man es braucht…….so ist es, du bringst es auf den Punkt.Al dieses sind Ehrenämter, wer übernimmt heute noch so ein Ehrenamt……..Schade für die Stadt und unsere Bürger.