Am kommenden Sonntag findet in Colditz und seinen Ortsteilen die Wahl des Bürgermeisters statt. Schon seit einigen Wochen versuchen die Kandidaten, den Bürgern ihr Wahlprogramm vorzustellen; nicht einfach in 26 Ortsteilen. Das GoTeam hatte dazu die Möglichkeit organisiert, dass alle 3 die Fragen der Jugendlichen und Erwachsenen beantworten können. GoTeam – ja, auch wenn manche Jugendliche noch nicht an der BM-Wahl teilnehmen können, der zukünftige BM wird in den nächsten Jahren auch den Weg bestimmen, der für ihre Zukunft wichtig ist. Etwas merkwürdig war es doch, denn das GoTeam gibt es doch eigentlich gar nicht mehr; Cathleen Pfefferkorn-Martin hatte weinend zum Wiesenfest 2023 die Auflösung bekanntgegeben. Die Moderatoren baten alle, keine unanständigen Fragen und Vorwürfe zu stellen und das ist absolut korrekt. Doch weiter merkwürdig erschien den Gästen, dass alle Fragen von vorbereiteten Zetteln namenlos abgelesen wurden. Wer hat denn diese Fragen gestellt? Viele konnten nur vom BM beantwortet werden, da nur er die Zahlen kannte. Das sollte die Veranstaltung aber nicht in ein falsches Licht rücken; die Anderen hätten ja beide gar keine Ahnung! Ich denke, dass es nicht nur um Zahlen von 2016 oder später ging. Widmen wir uns doch den Fragen:
Als eine Frage wurden die Probleme des Personen-Nahverkehrs angesprochen; wie sollen aus den Ortsteilen künftig Schüler oder Rentner hin und her befördert werden? Dass es der Rufbus nicht lösen kann, ist klar; er müsste kräftig ausgebaut werden, aber schreibt schon jetzt rote Zahlen. BM Z. brachte die Reaktivierung der Bahn wieder in`s Spiel; da liefen Planungen bereits in die positive Richtung, was aber nicht ganz stimmt. Vorgesehen ist aus rein finaziellen Gründen des Freistaates die Reaktivierung 2030 oder gar 2032: Was macht Colditz bis dahin? N. Richter sprach sich nicht gegen eine spätere Reaktivierung aus, doch wir müssten jetzt den Fokus auf die Ansiedlung von Gewerbe setzen, um die Infrastruktur zu verbessern. Doch wer sich hier niederlassen soll, wird sich ein erstes Bild von der Stadt machen; KiGärten; Schulen, Geschäfte, Gastronomie Kultur… Doch das ist in den letzten Jahren immer mehr vernachlässigt worden, ein Grund, sich gegen einen Verbleib in Colditz zu entscheiden und dazu kommt noch eine viel zu hohe Gewerbesteuer. Daran knüpft sich auch die Struktur der Arbeitskräfte. D. Lungwitz setzt sich zum Ziel, solche Bewerbungen zu unterstützen, doch selbst da gibt es nur einen begrenzten, finanziellen Spielraum. Sie möchte die Bürger anhören und Versprechen einhalten. R. Zillmann sieht die finanzielle Lage der Stadt in einem sehr positiven Licht. Die Schulden seien durch ihn halbiert und die damit verbundenen Zinsen um 75 % heruntergefahren worden. Doch da ergeben sich ernsthafte Fragen. Im Publikum saß ein durch die Stadt arg Geschädigter, der einen rechtlichen Anspruch auf eine nicht kleinliche Summe hat. BM Zillmann lehnte vor Gericht eine “gütliche Einigung ab; die Stadt habe derzeit kein Geld”. Selbst ein Gerichtsurteil scheint unseren derzeitigen BM nicht zu interessieren, aber welche Aussage entsprach denn nun der Wahrheit? Vor Gericht sollte man doch nicht lügen. Ich möchte nicht wissen, was jenem Gast in der Aula bei diesen Worten durch den Kopf gegangen sein mag.
Um all die Probleme der sich ständig mehr verschlechternden Attraktivität der Stadt zu beheben, bleiben eine Menge Baustellen. Unter anderem wurde auf die Dörfer hingewiesen, dass die Stadt in den letzten Jahren immer weniger für Ordnung und Sicherheit getan habe. Spielplätze würden immer weniger gepflegt, wenn überhaupt einer da ist. Stattdesssen wird für Gutachten zu Gutachten sinnlos viel Geld hinausgeworfen, so die Meinung der Bürger. Ein krasses Beispiel ist der Weg zum Heimatturm, eine der letzten touristischen Ziele für Besucher und Colditzer. BM Zillmann entgegnete, dass die beschädigte Brücke auf dem Weg zum HT erst 2026 oder 27 repariert werden könne, aber die Unterlagen würden schon bearbeitet. Doch er sei im touristischen Marketing ganz aktiv gewesen und habe schon Tausende für Werbung und auf Messen ausgegeben. Doch warum ist denn da der Erfolg ausgeblieben? Genau das nannte N. Richter als eines seiner Ziele. Wir müssen durch gemeinsame Aktivitäten mit den Bürgern und vor allem Gewerbetreibenden die Stadt wieder so attraktiv machen, dass die Gäste sich wohlfühlen und ein paar Tage länger hier verweilen. Warum kennt in Leipzig, wo ich noch arbeite, kaum jemand die Stadt Colditz? Wir müssen das Gesamtkonzept in Angriff nehmen, damit wir neue Gewerbe, egal welcher Branche oder Dienstleistung sie angehören, hier her locken; eine Mammutaufgabe. D. Lungwitz pflichtete dem insofern bei, dass sie als CWG-Chefin viel an einer guten Sanierung der Wohnblöcke gearbeitet habe, um die Qualität der Wohnungen zu verbessern. Aber vor allem Gewerbetreibende und medizinische Kräfte, die wir dringend suchen, hätten sehr hohe Ansprüche, um hier zu bleiben.
Ein Besucher stellte die Frage, wie man denn den schlechten Ruf sehe, den Colditz durch die Bandenkriminalität, rechtsextreme Gruppen usw. habe? Selbst da hatte BM Zillmann wieder eine positive Antwort; nannte hohe Zahlen, wie doch in den letzten Jahren die Anzahl an Straftaten abgenommen habe, weil Colditz zusammen mit der Polizei ganz intensiv dagegen vorgehe. Doch auch das stimmt so nicht. Einer der schlimmsten Punkte sind nach wie vor die Colditzer Promenaden. Trotz dessen, dass die Hütten abgebaut, eine nach Reparatur wieder aufgestellt wurden, ist es für einen anständigen Colditzer unfassbar, was dort vorsich geht. Das Ordnungsamt hat scheinbar nur Frühschicht. Ein anderer Fall – Im vergangenen Juli kam es in leipzig zu einem Gerichtsprozeß Ländliches Leben gegen LVZ wegen “Verleumdung”. Die Klage wurde abgewiesen; das Urteil ist schockierend. Es machte auch auf die Einhaltung der “Pressefreiheit” aufmerksam. Konsequenzen wurden seitens der Stadt daraus nicht gezogen; sie hat das Ordnungsgeld von 15.000 Euro plus Gerichtskosten bezahlt. Auch ein undefinierbarer Verlust von rd. 1,5 Mio Euro des LäLebens wurde von Herrn Zillmann einfach “kommunalisiert”. Wurden die Stadträte überhaupt über diesen Vorgang informiert? Auch Frau Lungwitz müsste doch über den Ausgang beider Fälle entsprechende Infos erhalten haben, denn LäLeben wurde in die Cosls-gGmbH überführt, worin, so ist der Plan, nun auch die CWG verschmolzen werden soll. Dass dieses Informationssystem zwischen BM, Bürgern und Stadträten fehlerhaft ist, alles schon im Vorfeld in nichtöffentlicher Sitzung besprochen wurde, bemängelte sogar der Sächsische Rechnungshof 2024. BM Z. widersprach dem, es seien nur reine Informationen ohne Beschlüsse. Aber man werde es ab der nächsten Legislaturperiode ändern. Also machen wir nach meinem Strickmuster so weiter….
In ihrem Wahlflyer will Frau Lungwitz die Ortschaftsräte wieder einführen, die ja (von ihrem Unterstützer M. Schmiedel) abgeschafft wurden. N. Richter sieht das nicht als die optimale Lösung. “Ich glaube nicht, dass es in den kleinen Ortsteilen (er meinte sicher wie Skoplau) überhaupt möglich ist, einen funktionierenden Ortschaftsrat zu gründen. Ich setze vor allem auf die guten, direkten Kontakte mit und zu den Bürgern. Durch eine gute Kommunikation untereinander lassen sich Probleme am einfachsten lösen.”
Eine generelle Ansicht zur BM-Wahl am Sonntag: Alle kritischen Punkte, die schon in den einzelnen Wahlkampftreffen angesprochen wurden oder in der Sonntags-Podiumsdiskussion fielen, sollten doch allen Stadträten bekannt sein. Sie haben mit ihrem Ja oder Nein das Geschehen während der letzten Amtszeit mitgeprägt. Oder hat diese Entscheidungen der BM stets hinter dem Rücken der SRe getroffen? Das ist einer der Punkte, den sich die beiden neuen Kandidaten zum Ziel gesetzt und den Wählern versprochen haben – Bürgernähe, den Kontakt mit den Bürgern wieder herstellen und pflegen, damit es in diesen nicht leichten Zeiten trotzdem vorwärts geht.
Entscheiden Sie sich überlegt, bei wem Sie ihr Kreuz machen.
1 Kommentar
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Die erste Stunde dieser Veranstaltung habe ich genau so empfunden, Vereinorientierte Fragen mit wenig Bezug auf das Wesentliche.Der Grundgedanke für ein gemeinsames Kennenlernen war gut gedacht,daher ein Dankeschön an die Beteiligung.