Wasser – unser flüssiges Gold
Durch Colditz und einige Ortsteile fließen die Zwickauer und die Freiberger Mulde; in Sermth vereinigen sie sich zur Mulde, der “Wasserreichen”. Aus dem Auenbachtal speiste der Bach die Zwickauer Mulde, sorgte einst sogar dafür, dass mit seinem Wasser drei Mühlen angetrieben werden konnten. Wäre ihre Antriebskraft damals nicht auf Strom umgestellt worden, hätten sie sicher nun längst Insolvenz anmelden müssen. Aus dem zuverlässigen Bach ist ein immer mehr versiegendes Rinnsal geworden. Sogar unser Colditzer Porzellanwerk holte sich das dringend für die Produktion benötigte Wasser aus dem Auenbach. Da haben wir nun “zum Glück” einen großen Abnehmer weniger. Als die Wasserqualität es noch zuließ, baute man am Bachufer einen Widder, so wie er heute noch als technisches Denkmal in Zschetzsch zu bestaunen ist, um Terpitzsch zu versorgen. Dazu wurde erst eine Studie angefertigt, die heute hochinteressant ist. 1890 hatte das Dorf nur 230 Einwohner, 17 Pferde, 113 Rinder, 100 Schweine und Ziegen. 10,4 l Wasser pro Minute wurden nach dieser Analyse gebraucht. So baute man eine hölzerne Rohrleitung durch die Schlucht den Hang hinauf. Die Zisterne steht heute noch versteckt am Wegesrand zum Heimatturm. Seine wirtschaftliche Nutzung hat der Auenbach nicht gänzlich verloren. Die Landwirtschaft braucht für ihr Vieh letztlich auch Wasser. Als einen noblen Spender nehmen wir seit zig Jahren 2 riesige Stahltonnen neben dem Erlbach wahr. Aus dem Berg heraus fließt noch erstaunlich viel klares Quellwasser. Alles was überläuft, bahnt sich nicht nutzlos über den Auenbach seinen Weg in die Mulde.
Die Schönheit des Auenbachtales wissen die Einheimischen zu allen 4 Jahreszeiten sehr zu schätzen. Egal ob allein, in Familie oder als Gruppen- wanderung, durchstreifen noch heute gerne Natur- liebhaber dieses Kleinod. Vom Verkehr weitgehend abgeschirmt kann man auf dem Wanderweg die Natur in vollen Zügen genießen. Im schattigen Wald führt der Weg bis in das kleine Städtchen Geringswalde. Sitzmöglichkeiten gibt es unterwegs mehrere, um ein kleines erholsames Päuschen einzulegen.
Es ist leider nicht nur die sengende Hitze, an die wir uns erst gewöhnen müssen; die Natur holt sich ihren von uns verunstalteten Lebens- raum Stück für Stück wieder zurück. Wer etwas genauer hinschaut wird bemerkt haben, dass selbst dicht am Bachufer stehende hohe Bäume abgestorben dastehen. Der Klimawandel zeigt sich selbst hier auf dem Lande oder gerade dort am deutlichsten. Der Grund- wasserspiegel sinkt immer mehr; die Böden auf den Ackerflächen verhärten, sodass ein plötzlich eintretender Starkregen keine Chance mehr hat, überhaupt vom Boden aufgenommen zu werden. Da kommt es binnen Minuten zu schlammigen Überschwemmungen. Das Wasser könnten wir schon dringend gebrauchen, doch aber nicht als Sturzbach von den Äckern, die meist ihrer Lage im Erzgebirgsvorland angepasst, hängig sind. Wir alle stehen nun in den nächsten Jahren vor immensen Aufgaben. Nicht wir können der Natur diktieren, was sie zu machen hat; eher umgekehrt, sie lässt uns nun unsere gemachten Fehler spüren. So manche helfende Hand wäre auch nötig, um die Schönheit des Auenbachtales zu erhalten und nicht dem Verfall preis zu geben. Erhaltung ist auch stets kostengünstiger, als eine Wiederherstellung. Es könnte allerdings auch sein, dass es da einen Fördermitteltopf gibt, aus dem man sich großzügig bedienen kann. Darauf haben allerdings nur Leute mit künstlicher Intelligenz Zugriff. Die Liebe zu unserer Heimat sollten wir keinesfalls verlieren; es ist ein Stück unserer Lebenskultur.
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