Wahlergebnisse in Colditz
Da in Kürze eine weitere wichtige Wahl anstand, die LT-Wahl am 1. September, sah ich es noch nicht als sinnvoll an, über das Ergebnis einen Artikel zu schreiben. Nun ist auch der 1. September 24 vorbei und das Ergebnis hat in Sachsen ein reines Erdbeben ausgelöst. In den Medien überschlagen sich die Schuldzuweisungen und immer mehr klafft eine Lücke zwischen Ost und West. Doch lassen Sie uns auf die o.a. Grafik schauen, um das Ergebnis der LT-Wahl in Colditz zu sehen. Während in Sachsen die CDU knapp vor der AfD liegt (31,9 / 30,6 %), ist in Colditz das Verhältnis umgekehrt. Die AfD liegt mit 32,6 % vor der CDU mit 29,7 %, obwohl wir gar keine AfD-Ortsgruppe haben. Wer den Colditzern unterstellt, viele seien zu rechtsradikal oder gar Neonazis, der sollte sich solch eine Einschätzung gründlich überlegen. Hinter Colditz liegen über 30 Jahre Wiedervereinigung mit nicht nur positiven Ergebnissen; es gibt kein Porzellanwerk mehr, keine keramische Industrie, kein Kompressorenwerk, was hochwertige Schiffsantriebstechnik herstellte… So etwas geht nicht spurlos an den Menschen vorbei. Kurz vor der Wahl hatte man MP Kretschmer in die St.Egidienkirche eingeladen, Fragen aus der Bevölkerung zu beantworten; die Kirche war gut gefüllt. Als erste ergriffen der LR Graichen und der BM Zillmann das Wort; forderten, dass endlich die Reaktivierung der Bahn zwischen Großbothen und Glauchau in Angriff genommen werden solle. Es war ein Problem, das weder der MP entscheiden kann, noch hier in der Kirche an der richtigen Stelle war. Die meisten Fragen, die von den Bürgern kamen, betrafen hingegen die Politik hier vor Ort, auf die es aber weder auf Stadt- noch auf Kreisebene eine Antwort oder Lösung gäbe; man fühlt sich als Bürger, als renne man sinnlos gegen eine Wand. MP Kretschmer konnte darauf keine konkrete Antwort geben, stellte aber offen klar, dass er mit seinen Wünschen und Forderungen im Bundesrat auch kaum Gehör finde. Doch gerade auf der untersten Ebene, in den Kommunen, beginnt eine gute Politik; Ausgrenzung ist der völlig falsche Weg. Wie hochgeheizt derzeit das Klima ist, sehen wird nicht nur am Thermometer. In all den Jahren habe ich einen Besuch des MP noch nie mit einem derartigen Aufgebot an Sicherheitskräften erlebt. Die Radikalität ist sprunghaft angestiegen, wofür es keine Entschuldigung gibt. Gebracht hat der Besuch des MP in Colditz in der Beeinflussung der Wähler, für die CDU zu stimmen, wohl wenig; das zeigt eindeutig des Colditzer Ergebnis. Ich ordne es als Frustabbau ein.
Eine echte Sorge sprach Frau R. aus Leisenau offen an. Seit Jahren hat sie schon in allen Ebenen versucht, den Ausbau eines Fußweges vom Dorfplatz zur Bushaltestelle voranzubringen; vergebens. Sie schätzt sachlich ein, dass es entlang der B 107 eine große Gefahrenstelle, vor allem für Kinder und Rentner ist. Morgens holt nun im Ort ein Schulbus die Kinder ab, doch die haben nicht zur gleichen Zeit Unterrichtsende. Wie sie dann nach Hause kommen, müssen sie selbst regeln. Als Grund, warum es diesbezüglich nicht weitergeht, eine simple Erklärung: Ein Fußweg muss mindestens 1,50 m breit sein und das gibt es dort nicht her. Also hauen wir den Antrag in den Papierkorb. Manch Leisenauer ist heute der Meinung: wie doof waren wir, bei der Kommunenzusam- menführung uns für Colditz zu entscheiden; wären wir lieber zu Grimma gegangen….
Der fehlende Fußweg ist aber nicht das einzige Ärgernis in Leisenau. Das Rittergut wurde verkauft, ein Dorftreff nun weg. Als Ersatz sollte die eh. Schule saniert werden. Doch das dafür vorgesehene Geld ist irgendwo verschwunden. Wem das Problem mit dem Fußweg stört, der kann doch als eingefleischter Leisenauer den Hutenhübel-Weg nutzen. Er wurde vor wenigen Jahren unter Leitung der BA-Leiterin Rößner mit einer hohen Summe Fördergelder toll ausgebaut. Eigentlich nur für die Landwitschaft nutzbar, können Insider dann aber schnell mal nach Sermuth fahren und ein paar Brötchen einkaufen. Aber ein bischen aufpassen, die schweren landwirtschaftlichen Fahrzeuge haben hier und da ein kleines Löchlein verursacht.
Sie sehen, hier auf kommunaler Ebene gibt es für den neuen Stadtrat und die zu bildende Regierung in Dresden noch viel zu tun. Ob Herr Lindner (FDP), solange er noch auf dem Geld sitzt, davon etwas locker macht, bezweifeln die Colditzer. Das haben sie mit ihrer Stimme deutlich gesagt. Berlin hat den Rückwärtsgang eingeschaltet, egal, was die Bürger in Sachsen wollen. Mal sehen, ob der Stadtrat von der CDU wenigstens mit der von der AfD redet, Söder und Merz wollen das auf keinen Fall. Die anderen sind ja prozentual sowieso nur kleine Lichter, müssen das ja nicht unbedingt. Ein gutes Klima im Stadtrat und Rathaus könnte sicher einer der Punkte sein, der Colditz nichts kostet, aber den Bürgern viel nützt – daran fehlt es momentan in Colditz.
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