Schon vor der offiziellen Eröffnung hatten die Besucher Gelegenheit, sich die Räume des Schlosses und die Ausstellungsstücke in Ruhe anzusehen. Musikalisch wurde die Eröffnung von Simon Orell umrahmt. Danach ergriff Dr. Andreas Quermann das Wort und stellte die beiden aus Düsseldorf angereisten Künstler Barbara Esser und Wolfgang Horn vor, berichtete über deren Weg zu einer besonderen Art der Weberei.
Die Industrialisierung hat viele Revolutionen weltweit in der Technologie ausgelöst; Handarbeit ist einfach unrentabel geworden. Doch es gibt wie überall Nischen, in denen die Kunst ihren Platz findet. Ein solches Beispiel wird uns hier vor Augen geführt. Schon seit 1990 hat sie der künstlerische Weg zusammengeführt; sie Dipl.-Designerin im Bereich Textil, er Architektur. Offen gaben sie zu, dass dennoch bis heute Keiner dem Anderen vorschreibt, was er zu machen hat. Die eigene Kreativität miteinander zu verknüpfen, ist offensichtlich einer der Erfolgsbausteine ihres Schaffens. Barbara Esser erwarb gleich nach ihrem Studienabschluss einen Schaft-Webstuhl aus der Schweiz. Beim Weben wird der Webstuhl mit bis zu 5.100 Kettfäden bestückt; stets nach einem extra entworfenen Plan. Diese Vorbereitung kann bis zu 3 Monaten dauern. Verwendet werden nur merzifizierte Baumwollfäden, deren Qualität dafür besonders fein und glatt ist. Das erzeugt später einen Glanz in der gewebten Fläche. Die aus Holland bezogenen Fäden gibt es in 120 verschiedenen Farbvarianten. Der Webprozess mit einer Breite bis zu 1,40m kann daher bis zu 2 Jahre dauern. Da im Fertigungsverfahren nicht wie bei den uns noch bekannten Webstühlen das Schiffchen zwischen den 2 Lagen hin und her schießt, muss hier teils 3- oder gar 4-lagig gearbeitet werden; Fädchen für Fädchen. So entsteht ein Stoff, der beidseitig eine einzigartige Qualität hervorbringt. Wolfgang Horn tüftelt und arbeitet bewusst an neueren Technologien, moderne KI-Technik möchte er nicht übersehen. Die Techniken und erstellten Produkte haben schon zu hochdotierten Preisen und Auszeichnungen geführt: ihre erbrachte künstlerische Leistung wird sehr geschätzt. Allen Besuchern war diese Ausstellungseröffnung eine gelungene Überraschung. Beim Betrachten der Unikate stellten sie fest, dass Keines dem Anderen glich; es war also keine Massenproduktion.
Jedem Liebhaber, einmal ein hochinteressantes Stück Kulturtechnik zu erleben, kann ein Besuch auf Schloss Rochsburg nur empfohlen werden. Die Ausstellung selbst ist noch bis zum 19. November 2023 zu sehen. Doch auch die anderen Räume des Schlosses sind mehr als sehenswert. Ihre Ausstattung gibt uns Einblick in ein Stück Lebensgeschichte unseres Hochadels und seiner Lebensweise.
Öffnung: Mai – Oktober: Die bis So 10.00 – 17.00 Uhr.
November – März: 10.00 – 16.00 Uhr
Tel.: 037 383 – 80 38 10