Sparen am falschen Fleck? (2)
Machen wir uns nun auf den Weg gen Wasserschloss Podelwitz. Wer mit dem Bus ankommt, wird etwas irritiert sein, denn wo es zum Schloss geht, ist nicht gleich zu bemerken. Geht oder fährt man die Straße Richtung Leisnig entlang, vorbei am großen Teich, glaubt man erst, man habe sich verfahren. In der Werbung sieht das Schloss doch viel schöner aus; was ist denn hier passsiert? Weder der Straßenbelag, noch die Ränder, geschweige denn die Sicherheitsumzäunung des Teiches geben ein einladen- des Bild an jeden Besucher ab. Tja, was werden wohl die Gründe für eine derartige Vernachlässigung sein? Vielleicht ganz einfach: Schon seit über einem Jahr laufen zähe Gespräche um einen Verkauf des gesamten Schlosses. Der Bürgermeister möchte das Ding schnellstens loswerden, doch nicht alle SRe sind der gleichen Meinung, denn es ist nun das letzte der 3 Schlösser, die Colditz einst hatte. Voller Stolz wurde 2019 eine neue Tochtergesellschaft der Stadt gegründet, die alle kulturellen, sportlichen und touristischen Aktivitäten vereinen soll – die Cosls (Colditzer Stadt, Land Schloss). Ein konkretes Arbeitsprogramm konnte selbst nach 3 Jahren nicht erstellt werden, zuminest es wurde seitens der Stadt nichts darüber berichtet. Genau in dieses Aufgaben- gebiet müsste doch auch die Erhaltung und Pflege von Podelwitz mit seinem Schloss fallen. Ein altes Sprichwort lautet: “wenn Zwei sich streiten, lacht ein Dritter”, und das scheint hier der Fall zu sein. Sein Tafelsilber sollte man keinesfalls einfach verscherbeln; vielleicht wird es einmal viel wertvoller. Auch wenn man dem zukünftigen Besitzer hohe Auflagen für den Weiterbetrieb macht, die Praxis nach dem Wechsel kann völlig anders aussehen.
Machen wir uns also erst einmal zurück in das Colditzer Stadtzentrum. Auf dem Markt steht das Renaissance-Rathaus, dessen umfang- reiche Sanierung im Herbst vergangenen Jahres mit einem Kostenumfang von rd. 6,5 Mio. Euro (angeblich) abgeschlossen wurde. Eingeplant war rund nur ein Drittel der angefallenen Kosten. Doch wer glaubt, dass dies nun das Ende der Fahnenstange sei, der sollte dies doch mal hinterfragen. Erst kürzlich stand wieder ein Gerüst an der Rückfront, da weitere Arbeiten damals wegen fehlendem Material nicht ausgeführt werden konnten, nun nachträglich anfallen. Doch der Dachgeschossausbau für Bau- und Ordnungsamt zeigte schon seine Schwächen; im Winter eisige Kälte, in den nun immer läger anhaltenden Sommertagen mit hohen Außentemperaturen kaum in den Büroräumen auszuhalten. Doch schon im Juni 2020 wurde in einer Wärmeschutz- technischen Bewertung auf diesen Zustand fachlich klar hingewiesen. Das hätte doch in den Sanierungsarbeiten voll berücksichtigt werden können und müssen. Lag dieses Gutachten irgenwo in der Schublade und wurde (absichtlich) vergessen? Egal wie die Ausrede lautet; die Kosten werden in der guten Hoffnung weiter steigen, dass wir die 7-Mio-Euro-Grenze bald überschreiten. Um das zu finanzieren, lassen wir eben die Ortsteile einfach links liegen. Ein kleines Beispiel sind der als “Kinotreppen” bekannte Aufgang vom Markt zum Schloss. Eines seiner bekanntesten Bücher unseres Colditzer Tier- und Heimatfotografen Helmut Drechsler hieß “Kleine Welt am Wegesrand”, doch gemeint hatte er etwas ganz anderes. Für Touristen ist der erste Eindruck meist der, der die Meinung prägt. Egal, wessen Grundstück das ist, die Stadt mit ihrer Cosls lässt grüßen! Wie schnuppe vielen Colditzern das allerdings ist, zeigt ein Zufallsbild: Eine Geländemaschine (ohne Straßenzulassung) kam mit Pfeffer die Töpfergasse herunter – die StVo kenne ich gar nicht und die interessiert mich auch nicht! Doch es gibt auch gute Auffälligkeiten, die Hoffnung auf Besserung wecken. Mitten in den gerade laufenden Netzwerkent- flechtungen des Colditzer Drogensumpfes eine solche Erklärung zu finden, hat schon Seltenheitswert. Wünschen wir dem Autor, dass ihm das gelingt. Aber es gibt nicht nur negative Beispiele zu benennen. Gerade die Jugendlichen, auf die wir bauen, tendieren nicht alle in die falsche Richtung. Sie gestalten ihre Zukunft überlegt in die Richtung, an der sie selbst auch Freude empfinden. Denen sollte jeder von uns Unterstützung geben, wo es nur geht.
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