Die Alterspyramide macht auch um Colditz keinen Bogen. Die Ortsansässigen werden immer älter und die Jugend hat vor allem wegen der fehlenden Arbeitsplätze ihren Wohnsitz in die Ferne verlegt. Diese Tatsache läßt sich nicht einfach wegdiskutieren, sondern man muß der Wahrheit in´s Auge schauen und versuchen, eine Lösung zu finden. Einfach ist das sicher nicht, doch auch die Colditzer Wohnungsbaugesellschaft (CWG) hat sich vor dieser Herausforderung nicht gedrückt. Ein zunehmender Leerstand ihrer Wohnungen ist unübersehbar und diese Tatsache wird sich in den nächsten Jahren nicht umkehren. Die CWG-Leitung entschied sich, in Colditz – Thumirnicht einen Wohnblock freizulenken und zu einem betreuten Wohnen umzubauen. “Dafür gab es anfangs nicht nur Zustimmung”, so Geschäftsführer Uwe Letzas,” aber wir fanden es sinnvoller, den Menschen, die in ihren bisherigen Wohnungen nicht mehr zurecht kommen, eine altersgerechte Alternative zu bieten. Und das betrifft ja auch unsere eigenen Mieter, denn es ist doch besser, wenn sie zwar im Ort umziehen, aber sie bleiben uns erhalten.” Aus dem 12 WE-Block sind nun 17 altersgerechte Wohnungen mit Balkon in verschiedenen Grössen geworden. “Wir haben fast 1 Mio. Euro investiert, aber die Entscheidung scheint richtig gewesen zu sein”, so Letzas. “Wir haben die Aufträge aber fast ausschließlich an einheimische Firmen vergeben, denn das hilft unseren Handwerksbetrieben vor Ort. Wenn es einmal kleine Beanstandungen gibt, kann das sofort miteinander geklärt werden. Einen Anwalt haben wir bisher noch nie gebraucht, um eine Unzufriedenheit abzustellen.”
Joachim Rothe ist inzwischen auch als Mieter eingezogen und überaus begeistert über all das, was ihm hier geboten wird. “Hier hat man wirklich an das Alter der Mieter gedacht. Es gibt nirgends Schwellen, weder im Hause, noch in den Wohnungen; alles ist rollstuhlgerecht gebaut worden. Ein Fahrstuhl erübrigt auch Behinderten das Treppensteigen – einfach klasse. Jeder hat sein eigenes WC mit Dusche, eine kleine Kochecke, sein Wohn- und ein Schlafzimmer. Vom Balkon aus kannst du auch sehen, was draussen los ist.” Zu allen Wohnungen gehört aber auch ein kleiner Keller. Schließlich bringt jeder Bewohner noch ein paar persönliche Sachen mit, die zwar nicht das ganze Jahr in ihrem Wohnbereich gebraucht werden, aber zu Festlichkeiten wie Ostern oder Weihnachten das Wohnzimmer zieren können, wie sie es einst von ihrem zu Hause gewöhnt waren. Das ist ein Stück ihres Lebens, was erhalten bleiben sollte.
Was die Bewohner auch als sehr gut finden ist, was sich die AWO immer wieder einfallen läßt, um den Bewohnern das Leben so angenehm und abwechslungsreich wie möglich zu machen. Sie kümmern sich um jeden Einzelnen; 5 Stunden ist täglich eine Pflegekraft für alle Probleme im Hause. Sie organisieren kleine Ausflüge, kümmern sich um die Einkäufe, stellen wöchentlich auch eine Einkaufsfahrt in die Stadt bereit. Jede Woche kommt ein Bäcker, Fleischer und Fischmann mit dem Auto vor die Haustür gefahren, um den Senioren ihre Wünsche zu erfüllen. Das Essen kann man in einem Clubraum im Keller gemeinsam einnehmen – wer das nicht mag, kann es natürlich auf seinem Zimmer tun. Achim Rothe ergänzte das noch: ” weißt du wie schön das ist, du hast immer mal Jemanden, mit dem du einfach ein bißchen quatschen kannst, du fühlst dich nicht so alleine. Bei schönem Wetter kannst du das auch draußen machen. Da ist ein schöner Grillplatz mit reichlich Sitzmöglichkeiten”.
Auch Uwe Letzas findet es im Nachhinein eine gute Entscheidung, eine Partnerschaft mit der AWO geschlossen zu haben. “Wir hatten schon in den Kindergärten mit denen eine angenehme Zusammenarbeit. So ergab sich dieser Vertrag bedenkenlos. Wir sind auch froh, wenn sich unsere Mieter wohlfühlen. Als wir mit den Bauhandwerkern und Dienstleistern das Objekt `mal im Rahmen eines Schnuppertages vorstellen wollten, waren wir von der Masse der Interessenten sehr überrascht. Wir wurden regelrecht überrannt und sie waren alle begeistert. Das merken wir nun an der Nachfrage nach einer solchen altersgerechten Wohnung. Alle haben die Möglichkeit, für eigenen Telefon- und TV-Anschluß mit HD+ und sogar Internetzugang, was mich überraschte, dass ältere Menschen das auch in Anspruch nehmen.”
So können wir uns eben gemeinsam mit unseren Mietern über das Geschaffene freuen ! Noch sind ein paar Wohnungen zu haben !!!