Ist Cosls Corona positiv ?

Vor 2 Jahren gründete die Stadt Colditz eine neue Tochtergesellschaft – die Cosls Colditz – Stadt – Land – Schloss gGmbH. Der Tourismus-Verein, der Förderverein Schloss Podelwitz wurden aufgelöst, die GSC später in die neue Cosls einverleibt. Doch seither beschäftigen die Colditzer immer wieder die Fragen: Was ist denn nun aus den gesetzten Zielen geworden, Stadt, Land, Kultur und Sport, Jung und Alt, Freizeit und Tourismus zu vereinen und mit einer erfolgreichen Arbeit die Stadt mit ihren Ortsteilen voranzubringen? Dafür wurden auch im Vorfeld schon sehr kostenintensive Studien in Auftrag gegeben, ein Leitbild für die Stadt bis 2035 zu schaffen, an das man sich natürlich halten sollte.
Zwei Jahre sind inzwischen vergangen; Corona hat in seiner unberechenbaren Ausbreitung Schwieigkeiten ausgelöst, die im Vorraus keinesfalls eingeplant waren. Dass sie sich auch noch so lange halten, sogar noch verschlimmern, hat Keiner erahnt. Dennoch, Corona war nicht nur ein Bremsklotz, sondern viele mussten ihren Betrieb völlig umstellen, um der neuen Situation gewachsen zu sein. Sie nutzten diese Zwangspause für die Zukunft ihres Unternehmens. Hätte die Geschäftsführerin der Cosls, die nicht in Kurzarbeit-Null gehen brauchte, nicht diese Zeit (ohne Besucher) auch nutzen können, ein zukunftsfähiges Konzept zu erarbeiten? Meine Anfragen, wie denn der derzeitige Sachstand sei, wurden immer wieder ohne Beantwortung im Kreise herumgereicht, tja man müsse es erst diesem und dann jenem Gremium vorstellen, bitte gedulden Sie sich bis dahin… Alle Anfragen landeten letztendlich bei einer Person, dem Bürgermeister R. Zillmann.
Im vergangenenm Monat wurde nun das 11-seitige Konzept dem Stadtrat vorgelegt. Es macht, um es vorsichtig auszudrücken, sehr nachdenklich. Es geht inhaltlich fast ausschließlich um den Tourismus im Schloss. Die Breite an Aufgaben, die ganze Stadt mit ihren Ortsteilen in punkto Alt und Jung, Kultur und Sport, Gastronomie und Übernachtungen, Freizeit und Tourismus… zusammenzuführen, sind nicht ersichtlich. Die Taktik, durch Verknüpfungen mit anderen Tourismusportalen eine überregionale Bekanntheit zu erreichen, sind zwar ein richtige Maßnahme, doch sie düften nur ein Teil dieses Konzeptes sein und wer denkt, dass dieses kostenlos geschieht, der irrt. Hier müssen stattliche Mitgliedsbeiträge gezahlt werden, die nun aus dem städtische Haushalt, der nicht gut aussieht, entnommen werden müssen. Die Kosten-Nutzen-Rechnung scheint nicht aufzugehen. Jene, die solche Arbeiten ehrenamtlich ausgeführt haben und damit zum Wohl der Allgemeinheit tätig waren, fühlen sich vor den Kopf gestoßen. …aber das bringt bitte nicht in die Öffentlichkeit!

Auch unsere Fraktion “Bündnis Zukunft” im Stadtrat hat sich den Entwurf des Konzeptes vor der SR-Sitzung genauer angesehen. Von ihr mehrfach vorgetragenen Forderungen, dieses Konzept von der GFin C. Kasten ´mal dem SR vorzustellen, ist man nun endlich nachgekommen. “Vorgestellt”, so SR W. Eismann, “wurde aber nur ein “Tourismuskonzept”, welches in unserer Fraktionssitzung keine Zustimmung erfuhr. Deshalb hatten wir dann mit heißer Nadel einen Ergänzungsantrag formuliert, der den Bürgermeister auffordert, in der Aufsichtsratssitzung der S-L-S gGmbH einen Beschluss zu erwirken, dass ein integriertes Unternehmenskonzept zu erarbeiten ist, welches die weiteren satzungsmäßigen Zielstellungen mit dem vorliegenden “Tourismuskonzept” verbinndet. Begründet hatte ich diesen Ergänzungsantrag damit, dass das vorgelegte Konzept sowohl inhaltlich, als auch von der Form her erhebliche Defizite aufweist zu dem, was von einem Unternehmenskonzept erwartet werden muss. Im Ergebnis des zu erarbeitenden Unternehmenskonzeps muss eine Unternehmensvision entwickelt werden, die sowohl für die Öffentlichkeit und besonders auch für die Beschäftigten der gGmbH, deutlich sichtbar die wesentlichen Ziele und Schwerpunktaufgaben der mittel- und langfristigen Arbeit vor Augen führt.” Die Umarbeitung des Konzeptes wurde vom Stadtrat als Beschluss angenommen. Doch das Ergebnis – nun hat die Cosls ein weiteres Jahr (bis 11/2022) Zeit, das unbefriedigende Konzept zu ergänzen.

Dieser herbeigeführte Beschluss drückt das Grundziel der Fraktion “Bündnis Zukunft” klar aus, die Stadt Colditz mit ihren Ortsteilen zukunftsfähig zu gestalten. Nochmals; meine vorige Woche an den BM Zillmann gerichtete Anfrage blieb wieder unbeantwortet.
Lassen Sie uns schnell noch einen kleinen satirischen Rückblick machen:

Genau vor 500 Jahren wurde Dr. Martin Luther für seine Gedanken einer Reformation der Kirche vor dem Wormser Gericht als “vogelfrei” erklärt, wodurch er von Jedem hätte gefangen genommen und getötet werden können. Unser Kurfürst Friedrich “der Weise”, dem neben Schloss Colditz auch die Wartburg gehörten, ließ ihn gefangen nehmen und bot ihm unter dem Tarnnamen “Junker Jörg” auf der Wartburg nicht nur Sicherheit, sondern auch freie Kost und Logie. In nur elf Wochen schaffte er es, das Neue Testament in eine allgemeinverständliche, deutschsprachige Bibel zu übersetzen. Die 1.248 Seiten schrieb er mit Feder und Tinte. Nach der Erfindung des Buchdruckes wurde dieses Werk das meistgelesene Buch weltweit.
KF Friedrich “der Weise” lebt leider nicht mehr, hinterließ uns Colditzern aber neben der wertvollen Bibel auch den “Tiergarten”, das älteste Tiergehege Deutschlands, das 2023 sein 500jähriges Jubiläum feiern dürfte. Der GFin der Cosls, Frau Kasten, konnte er deshalb bei der aufopferungsvollen Arbeit in der schweren Corona-Zeit, ein tragfähiges Konzept auf 11 Seiten A4 mit Computer zu schreiben, nicht unter die Arme greifen. Verhungern wird sie trotzdem nicht, denn nun sorgt die Stadt für Lohn und Brot.