Fremde Heimat

“Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl”, unter diesem Zitat von Herbert Grönemeyer steht in diesem Jahr das Projekt des Landesjugendorchesters Sachsens. In der globalisierten Welt von heute ist dieses Gefühl wichtiger denn je. Als die langfristigen Planungsarbeiten für das diesjährige Projekt seitens des Sächsischen Musikrates (SMR) liefen, war noch keine Rede von den menschenverachtenden Taten, die sich nun seit Wochen in der Ukraine abspielen und die ganze Welt in Atem halten. Man hat sich nicht ausmalen können, wie aktuell das Thema “Heimat” in Europa werden wird. Jedes Werk des Programms “Fremde Heimat” beleuchtet das Thema auf seine eigene Weise. Seit einer Woche proben 70 junge Musiker mit den verschiedensten Instrumenten gemeinsam für ihre diesjährigen Auftritte in der Mehrzweckhalle der Sophienschule Colditz. Am Donnerstag abend fanden sie sich nach den Proben zu einem gemütlichen, lockeren Treff im Garten der Europajugendherberge zusammen. Es gehört dazu, sich kennenzulernen, wenn man in solch einem Rahmen gemeinsam musiziert.

Am gestrigen Spätnachmittag fand die Generalprobe des Landesjugendorchesters Sachsens statt. Nun sollte zusammengefasst werden, was man in der Woche über geprobt hat. Eins vorab: die auf den Fotos zu sehende Kleidung ist nicht die, mit denen sich die jungen Musiker bei den bevorstehenden Konzerten zeigen werden; es war die Generalprobe. Zu Anfang erläuterte Ulrike Kirchberg, die Projektleiterin vom LMR, was den Künstlern in den nächsten Stunden und Tagen bevorsteht. Alles erfordert eine absolute Konzentration; alle müssen sich dem gemein- samen Ziel, eine hörenswerte musikalische Spitzenleistung darzubieten, einbringen.
Das, was den wenigen Gästen (es war keine öffentliche Veranstaltung) vergönnt war zu hören, war eine hohe künstlerische Leistung und das Ergebnis eines respektvollen Miteinander der Künstler. Im LJ-Orchester mitwirken zu können, setzt eine enorme Vorarbeit mit dem Erlernen des jeweiligen Instrumentes zu Hause voraus. Erst wer dies sich erarbeitet hat, kann einen Platz in diesem Orchester finden.
Den Taktstock schwang der Schweizer Dirigent und Cellist Tobias Engeli, der deutschlandweit unterwegs ist. Er stand schon am Pult in hochdotierten Häusern wie den Hamburger Symphonikern, dem Staatsorchester Darnstadt, der Badischen Staatskapelle Karlsruhe, dem Beethoven-Orchester Bonn und, und, und…
Alle Titel des unterschiedlichsten Musikstiles wurden Stück für Stück zerpflückt, um genau jene Stellen zu proben, auf die es besonders ankommt. So wurden vom Dirgenten Tobias Engeli noch konkrete Hinweise im Detail für die bevorstehende Aufführung gegeben – darauf kommt es an! Die Generalprobe war eine enorme Herausforderung für alle jungen Musiker. Doch anders gesehen, war es für sie eine Art Auszeichnung, einmal in solch einem Ensemble mitwirken zu dürfen. Ihr gezeigter Respekt voreinander, solch eine gemeinsame Leistung überhaupt zu schaffen, ist mehr als anerkennenswert.
Heute, am 23.04.2022 werden sie 19.30 Uhr in Leipzig und morgen, am 24.04.2022 17.00 Uhr in Dresden werden sie Musikliebhabern ihr Können zu Gehör bringen und ihnen sicher einen unvergesslichen Abend bescheren.
Ein Dank gilt auch dem Freistaat Sachsen, der diese Projekte fördert und damit das Fundament schafft, unsere Kultur auf hohem Niveau zu erhalten, auch wenn es schwere Zeiten sind.