“Euthanasie”-Morde im Schloss Colditz

Das auf dem Felssporn über die Stadt schauende Schloss Colditz hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Darin enthalten sind auch unrühmliche Zeiten. Dazu zählt jenes Kapitel, wo es als Heil- und Pflegeanstalt genutzt wurde. Anfang 1938, zur NS-Zeit, wurden aus mehreren überfüllten, sächsischen psychiatrischen Anstalten die sogenannten “störenden Idioten” nach Colditz verbracht. Für ihre Pflege war nur 1 Arzt vorhanden, ungeeignetes und rücksichtsloses Pflegepersonal wurde teils nach Colditz zwangsversetzt. Die im ganzen Schloss verteilten 360 Betten waren meist voll besetzt. Sie erfuhren keine Heilbehandlung, mussten sich in völlig kalten Räumen und mit einer niedrigen Beköstigung abfinden. MIt einer fettarmen und fleischlosen Sonderkost wurden sie zielgerichtet abgemagert. 84 von ihnen wurde das Bett zum Ort des Sterbens, der letzte Ort ihrer Angst und Qual.
Der 1967 in Magdeburg geborene Künstler Thomas Moecker, studierte 1998 – 2003 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Im Keller des Saalhauses installierte er zum Gedenken an die Opfer des Euthanasie-Mordes in Sachsen eine Ausstellung. 84 Matratzen durch Zement versteinert sollen an die Anfangszeit der Eutahnasie erinnern. Es war nur der Anfang einer geschichtlichen Epoche, denn ab 1940 nahmen die gesteuerten Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Brandenburg ihre Arbeit auf. Daran nahmen die Heilstätten im benachbarten Zschadraß aktiv teil. Eine weit größere Anzahl wurden von da nach Pirna-Sonnenstein zur Tötung “unwerten Lebens” verbracht.
Die Staatlichen Schlösser und Burgen laden Sie am Dienstag dem 13. Juni 2017, 11.00 Uhr zur festlichen Eröffnungsfeier in die Schlosskapelle Colditz ein.
Dr. Christian Striefler wird Sie in das dunkle Kapitel der Schlossgeschichte einführen. Sie wird auch musikalisch umrahmt.