Endspurt – neue Sandgrube ja oder nein

Rand der Grube Schönbach

Rand der Grube Schönbach

Wird es mit Blick gen Ballendorf bald so aussehen ?

Wird es mit Blick gen Ballendorf bald so aussehen ?

Landwirtschaftliche Nutzflächen - wie lange noch ?

Landwirtschaftliche Nutzflächen – wie lange noch ?

Hey, in welch schöner Landschaft leben wir. Schon vor über 1000 Jahren hat es Menschen angezogen, sich hier sesshaft werden zu lassen; herrliche Berge und Täler, riesige Wälder und Auen an den Ufern vieler Flüsse. Hier ist das Leben lebenswert.
Unter der Erde lagern aber eine Fülle von Boden- schätzen, worüber wir genauso stolz sein sollten. Vor zig Jahren gehörten die Felder den vielen Bauern. Ohne tiefe Grabungen konnte man den Sand zum Bau unserer Häuser gewinnen; ein kurzes Wort mit dem Bauer und schnell bekam man eine Fuhre nach Hause gebracht. Diese Zeit ist längst vorbei; Bodenschätze gehören lt. Gesetz dem Staat. Nach der “Wende” stürzten sich große West-Konzerne darauf und sicherten sich mit langjährigen Verträgen die Abbaurechte. Das sehen wir nun vor unserer Haustür in Schönbach. Doch Bodenschätze aller Art sind irgendwann erschöpft: wie geht es dann weiter?
Auf Druck der Bürgerinitiative (BI) hat unser Bürgermeister (BM) mit der Heidelberg GmbH (HB) Führungen durch die Grube angeboten. Hauptgrund dieser Missstimmung der BI war, dass zur letzten Arbeitsberatung, die nichtöffentlich ist (weder für Bürger noch Presse) zugänglich, der BM 4 Vertreter von HB eingeladen hatte, deren Meinung den Stadträten vorzutragen. Für die BI – kein Gehör im SR.
Die Führung in der Grube Schönbach habe ich wahrgenommen, denn man sollte sich den Ort des Streitthemas gerne `mal selbst ansehen. Die Führung am gestrigen Tag übernahm im kleinen Grüppchen der Werkleiter von HB, Steffen Wollmann. Sie war mehr als interessant, denn einen Blick auf die riesigen Halden mit lieferfertigem Kies in den unterschiedlichsten Korngrößen zu werfen, ist imposant. Der Vorrat würde, so Wollmann, noch etwa 2 Jahre ausreichen, dann ist er erschöpft. Im Moment wurden je nach Bedarf zwischen 200 und 300 Tausend Tonnen pro Jahr verkauft. Deshalb plädiere man für einen Neuaufschluss gegenüber der jetzigen Grube. Gebraucht wird für das weiter zu verarbeitende Gemisch Sand. Qualitativ ist der vor Ort der beste, den es weit und breit gibt, ein Grund mehr für den Aufsschluss (4 – 7 Mio Tonnen Sand) zu stimmen. Die Weiterverarbeitung könne in den jetzigen Anlagen erfolgen, was wirtschaftlich gut wäre. Würde der Neuaufschluss genehmigt, müsse er über eine Förderbrücke über die B 107 zur Anlage gebracht werden. Dass man über die Einhausung und Gestaltung mit den Bürgern hier reden könne, sehe er als normal an. Die Brücke muss gegen den Lärm- und Staub geschützt gesichert werden.
Doch da tauchte eine Frage auf: wie soll denn dann der Aufschluss erfolgen, wieviel Arbeitsplatze würde das bringen? Wollmann: Es käme nur ein einziger dazu; ein Fahrer mit einem Radlader, der den Sand auf das Band kippt. Der Aufschuss selbst solle schrittweise gehen; Ackerboden beiseite schieben, Zwischenboden ebenfalls auf einen weiteren, dann den darunterliegenden Sand bis zu einer Tiefe 1 m über dem Grundwasserspiegel gewinnen und weiterrücken zur 2. Etappe. Dann könne das ausgeschöpfte Ackerland rekultiviert der Landwirtschaft wieder zur Verfügung gestellt werden. Das wirft mir allerdings einige Zweifel auf. Die Bandanlage muss immer weiter von der B 107 in das Abbaugebiet verlängert werden; der Radlader kann nicht 100te Meter fahren, um eine Schaufel Sand auf das Band zu bringen. Dazu gehört auch eine (mindestens) breite LKW-Spur für jeglichen Betrieb. So ist aus meiner Sicht ein schneller Rückbau auf landwirtschaftliche Nutzung gar nicht möglich.
Ein Rückbau der alten Grube sei aber bereits vororganisiert; im Oberbergamt wurde ein Konto hinterlegt, woraus die Renaturierung bezahlt werden soll. Dieser Vorgang würde mindestens 2 Jahre dauern.
In Colditz würden Themen wie Erhaltung der Wirtschaft, Sicherung von Arbeitsplätzen (angeblich ca. 300) und gute Steuereinnahmen kursieren. 170.000 Euro Gewerbesteuer / Jahr aus 3 Betrieben (Heidelberg, Xella und BauMit) sehe ich als wenig üppig für die Stadt an. Der richtige Gewinn fließt nach Westdeutschland. Die Arbeitskrafte hier in der Grube sind ebenfalls nur im 2stelligen Bereich (12 bei HB), der Rest sind LKW-Fahrer aus sonstwoher, die wenigsten aus Colditz.
Bahnhof für anona-Arbeiter oder auch Gütertransport??

Bahnhof für anona-Arbeiter oder auch Gütertransport??

Als ich die alten Gleise sah, türmte sich in mir die lustige Frage auf: Soll ein Teil der Transporte von der Straße auf die Schiene verlegt werden, wäre das nicht ökologisch positiv? Herr Wollmann antwortete darauf weder mit ja noch mit nein. Da überlegte ich leise, oder hat es der BM als Zweck angegeben, die MTL-Bahn schnellstens wieder in Betrieb zu nehmen; also nicht nur Leute, sondern auch Güterverkehr. Hat er mir deshalb meine Frage an ihn nicht beantwortet, wie die vorliegenden 2 Gutachten aussehen, weil das Keiner wissen soll???
Zum Abschluss aber noch eine kleine, aber wichtige Ergänzung: Das Streitthema geht nun rd. 25 Jahre. Damals gehörten Schönbach und Leisenau noch zur Gemeinde Großbothen. Ein Referendum wurde durchgeführt, wie die Meinung der Einwohner ist. Der Aufschluss der Grube wurde abgelehnt:
Zur rechtlichen Grundlage; Grundsatz des Freistaates Sachsen Artikerl 31, Abs. 22 zum Naturschutz “Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll sogleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen, insbesondere die natürlichen Lebensgrundlagen schonen.”
Im Artikel 10 Abs. 1 als Staatsziel sichtbar: “Der Schutz der Umwelt als Lebensgrundlage ist, auch in Verantwortung für kommende Generationen. Pflicht des Landes und Verpflichtung aller im Land. Das Land hat insbesondere dem Boden, die Luft und das Wasser, Tiere und Pflanzen, sowie die Landschaft als Ganzes einschließlich ihrer gewachsenen Siedlungsräume zu schützen.”
Dafür sich einzusetzen ist also nicht nur ein Spleen einiger Leisenauer und Schönbacher!

spiegel

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