Genau an jenem Tag, als vor 200 Jahren die entscheidende Schlacht in und um Leipzig gegen Kaiser Napolen geschlagen wurde, erhielt Colditz seine langersehnten Info-Tafeln zu diesen Ereignissen. Nach jahrelangem Hick-hack, (wir berichteten bereits darüber), wurde das Projekt nun in Windeseile realisiert. Mit einem kleinen feierlichen Akt nahm auch eine fünfköpfige Delegation aus Borodino teil, jenem historischen Ort, wo 1912 die Napoleonischen Truppen den Russen zwar nicht unterlagen, doch mit den ungewohnten Temperaturen, der schlechten Versorgung und den grasierenden Krankheiten den Rückzug antreten mußten. Die Russen hatten sogar Moskau selbst angezündet, um den Franzosen die Unterkünfte und Versorgungen zu nehmen und damit wendete sich der Krieg. Die feierliche Übergabe der ersten Tafel fand am Parkplatz der Nikolaistrasse statt, fast genau gegenüber, wo Napoleon am 5. Mai 1813 in der damaligen Cattunfabrik nächtigte. Erst am nächsten Tag hat er das Schlachtfeld nahe Gersdorf selbst in Augenschein genommen. Matthias Sander, der die Tafeln gestaltete, erzählte viel Wissenswertes über jene Zeit und die Verknüpfungen mit Colditzer Stadtgeschichte, hatte auch ein paar uniformierte Geschichtsfans zur Abrundung des Bildes mitgebracht. Leider waren nur wenige Zuschauer erschienen, sich die hochinteressanten Erläuterungen anzuhören – der Termin war so kurzfristig angesetzt worden, dass die schnelle Reklame leider fast ergebnislos im Sande verlief. Freuen wird sich dennoch vor allem Renate Lippmann, denn nun hat sie die Möglichkeiten, bei Stadtführungen anhand der Tafeln den Gästen unserer Stadt etwas über Napoleon in Colditz zu erzählen. Die 2. Tafel hat nicht zufällig nahe der Muldenbrücke ihren Platz gefunden. An jenem 5. Mai waren die französischen und italienischen Truppen unter Napoleons Führung den Preussen und Russen dicht auf den Fersen. Von Bad Lausick kommend hatte sich ein Teil abgespalten und umging die Stadt über Sermuth und Commichau. Von dieser Einkesselung hatten die Preussen offensichtlich erfahren und verliessen nach Zerstörung der Brücke fluchtartig die Stadt in Richtung Hartha. Dadurch ist Colditz die Zerstörung der Stadt weitestgehend erspart geblieben. Die 3. Tafel hat ihrem Platz an der Gaststätte Waldhaus gefunden, der einstigen Aufmarschstrasse der sich bekämpfenden Armeen. Matthias Sander berichtete auch Einiges über die Finanzen des Krieges. So zahlten die Franzosen für Quartier und Beköstigung den Städten einen nicht unerheblichen Betrag pro Tag, was die anderen Armeen nicht taten. Auch wenn das Geld zwar erst nach einem halben Jahr floss, so wurden die Gastgeber wenigstens entschädigt.
Die Franzosen verloren allerdings die Schlacht in Leipzig, kapitulierten und so klafft bis heute noch ein erhebliches Loch in der Stadtkasse, denn das noch ausstehende Geld wurde einbehalten. (Eine heutige Nachforderung an die Franzosen mit Zins und Zinseszins zum Stopfen des riesigen Haushaltloches der Stadt wird wohl nicht mehr möglich sein – verjährt). Das ist eben Zeitgeschichte. Anschliessend nach der Einweihung dieser drei Tafeln ging es zu einem kleinen Imbiss in das “Waldhaus”. Übrigens: Die Aktion der Tafeln kam nicht aus dem Himmel – die Finanzierung der Tafel an der Nikolaistrasse wurde von der Stadt übernommen. Die Tafel an der Muldenbrücke sponserte die Hausdorfer Firma Staskewitsch, deren Chef Bert selbst seit Jahren ein begeisterter Napoleon-Geschichtsfan ist. Die Doppeltafel am “Waldhaus” wurde nicht nur dort aufgestellt, sondern ebenfalls von ihnen gesponsert. So hat Colditz nun einige Dinge mehr zu zeigen, die uns bei der Erklärung der Stadtgeschichte eine wertvolle Hilfe sein können.