Aufregende Wochen eines Wahlkampfes liegen hinter uns. Im kleinen Städtchen Colditz war davon verhältnismäßig wenig zu spüren; ganz anders in den Großstädten. Doch jeder Bürger war aufgefordert worden, seine Stimme für die Zusammensetzung der neuen Regierung abzugeben; die Ampel hatte sich durch nicht enden wollende Streitereien selbst verabschiedet. Gestern machten sich relativ mehr Bürger auf den Weg zur Urne, als bei früheren Wahlen. Colditz kann eine Quote von 79,0 % verbuchen. Doch noch interessanter ist das Wahlergebnis. Es sticht ein ganzes Stück weit ab vom Ergebnis des Landes Sachsen und dem LK Leipzig. Ein ähnliches Resultat hatten wir schon bei der LT-Wahl im vergangenen Jahr; Colditz ist wieder mehr in Blau gehüllt.
Lassen Sie uns einen Vergleich mít den wichtigsten Parteien ziehen:
In Sachsen kommt die CDU auf 23,9 %, in Colditz auf 22,6 %. Die SPD holte in Sachsen 9,7 %, in Colditz nur 8,4 %. Die Linke holte in Sachsen 12,8 %. in Colditz nur 7,3 %. Noch krasser ist der Unterschied bei der AfD zu sehen; im Bund holte sie 20,6 %, in Sachsen 38,5 % und in Colditz 42,9 %. Damit stellt sie die SPD und andere bisher regierende Parteien in den Schatten. Was könnten die Gründe sein?
Seit der friedlichen Revolution in der DDR und der Wiedervereinigung ist ein viertel Jahrhundert vergangen. Dieses Blau war nicht nur bei der letzten Landtagswahl in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zu sehen, sondern der ganze “Osten” erschien plötzlich in Blau. Die Auswirkungen des industriellen Zusammenbruchs der DDR, eine massive Stillegung der Betriebe durch die Treuhand, in Colditz des riesigen Porzellanwerks, gingen mit einem massiven Stellenabbau und einer hohen Arbeitslosigkeit einher. Die junge Generation wanderte nach dem Westen ab, suchte sich dort neue Jobs, die ältere Generation blieb eher hier, wurde versucht mit ABMs über Wasser zu halten. Doch nun, wo sie das Rentenalter erreicht haben, spüren sie das täglich im Geldbeutel. Das Rühmen der Bundesregierung, man habe doch nun einen einheitlichen Faktor der Rentenberechnung festgelegt stimmt allerdings nur indirekt. Wer in Mathe ein wenig aufgepasst hat, weiß, dass 46,3 % von einer Basis von 600 Euro eine ganz andere Summe, als von einer Basis von 1.200 Euro ergeben. Das ist ein für die “Ossis” spürbarer Nachteil gegenüber den “Wessis”. Doch das ist nur ein kleiner Baustein; aber keinesfalls der einzige.
Unsere Verwaltungen haben sich in den letzten Jahren derartig aufgeblasen, dass Otto-Normalverbraucher dafür keinerlei Verständnis mehr hat. Die Mitbestimmung der Bürger in der untersten Ebene, der Kommunalpolitik, wurde mehr und mehr ausgegrenzt; mit Demokratie nicht mehr vereinbar. Genau dieser Fakt zeigt sich im Colditzer Wahlergebnis – die Unzufriedenheit mit den Regierenden haben die Colditzer als Warnzettel in die Urnen gesteckt. Doch lernen wird man daraus sicher nichts; ab heute geht es so wie vorher weiter.
In wenigen Wochen steht in Colditz die Bürgermeisterwahl an; neben dem bisherigen haben sich weitere 2 Kandidaten / -in aufstellen lassen. Schauen Sie genau hin, was man Ihnen vorgaukelt, ob sich die Versprechungen überhaupt umsetzen lassen. Ziehen Sie Ihre Lehren aus den gemachten Erfahrungen mit den Kommunalpolitikern, dürfen Sie künftig wieder mitbestimmen oder werden Sie weiter ausgegrenzt und für dumm verkauft.
Das Ergebnis der gestrigen Bunderstagswahl in Colditz sollte als eine Art “Warnschuss” betrachtet werden. 79 % Neonazis haben wir keinesfalls in Colditz; wir haben eine Demokratie. Jeder sollte seine Meinung sagen dürfen und darauf hoffen, dass sie gehört wird und Mißstände abgestellt werden.
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Sehr gut wurde im Artikel auf die Unstimmigkeiten zwischen dem Bürger und der Regierung hingewiesen und die richtigen Schlüsse gezogen. Das “Volk” wird von den Abgehobenen als störend empfunden. Obwohl die Bürger das Sagen haben müssten, wird über sie hinweg entschieden. Un-zählige Beispiele wären da zu nennen ( Sprengung der Gasleitung folgte keine Aufklärung, Verteilung des hart verdienten Geldes der unsere Menschen nach irgendwo hin, Ukraine-Krieg, Masseneinwanderung von Wirtschaftsflüchtlingen, Vernachlässigung unserer wichtigsten Aufgaben im eigenen Land……)