Kampf um den Stuhl des Bürgermeisters

Der Bürgermeisterstuhl wird bald frei

Der Bürgermeisterstuhl wird bald frei

BM-Kandidat Robert Zillmann

BM-Kandidat Robert Zillmann

Am gestrigen Abend hatte der BM-Kandidat Robert Zillmann in´s Freizeitzentrum FEMA zu einer Gesprächsrunde mit Vorstellung seines Wahlprogrammes eingeladen. Colditz24 war zugegen, um zuzuhören, was die Bürger bedrückt, was sie sich vom neuen Bürgermeister wünschen und was er ihnen darauf für Antworten gibt. Ich würde sie um Verständnis bitten, dass hier keine Namen der Gäste genannt werden, denn es geht nicht darum WER was gefragt hat. Zur besseren Verständlichkeit bringen wir zu bestimmten Punkten eine kurze redaktionelle Erläuterung ein.
Erschienen waren trotz öffentlicher Bekanntmachung ca. 20 Gäste, zu wenig für eine Entscheidung, die in den nächsten Jahren das Leben und Geschehen in der Stadt prägen wird, so auch die Meinung des Kandidaten.
Zu Beginn stellte sich Robert Zillmann kurz persönlich vor, führte seinen Wertegang als gebürtiger Hausdorfer, Schulbesuch in Hausdorf und Gymnasium Colditz, Studium in Leipzig als Jurist und seiner heutigen Tätigkeit an der Bergakademie Freiberg aus. Seine Verbundenheit mit der Stadt ist trotzdem geblieben; er ist seit Jahren Stadtwehrleiter von Colditz und wurde im vergangenen Jahr wiedergewählt. Seine Biografie können Sie auf seiner Internetseite nachlesen.
Dann ging es zu den Themen, die die Colditzer bewegen. Eine Feststellung zog sich wie ein roter Faden durch die ganze Diskussionsrunde – ich möchte ein gutes Miteinander erreichen und das funktioniert nur, wenn man aufeinander unvoreingenommen zugeht und miteinander spricht.
Ein Problem sieht er in der Drogenkriminalität. Sie findet aber durch die emsige Arbeit der Schulbeschäftigten nicht in, sondern vor der Schule statt. Das schadet dem Ruf der Schule, obwohl es gar nicht gerechtfertigt ist. In das gleiche Raster fällt die Zunahme der Einbrüche. Sie haben sich von Leipzig nun auf´s Land verzogen. So möchte er sich darum kümmern, dass der Polizeiposten ständig besetzt ist. Ob es so schnell gelingt, stellte er selbst in Frage, aber Wurzen gehe mit Beispiel voran. Weitere Fragen gab es zum Thema Feuerwehr. Auch hier gab es eine klare Antwort – wir müssen uns Gedanken machen, wie wir langfristig das Problem lösen wollen. Alle Feuerwehren hätten lange zusammen- gesessen, beraten und sich letztendlich auf ein Konzept für die nächsten 10 Jahre geeinigt. “Dass man da nicht gleich in allen Punkten übereinstimmt, ist völlig normal, jede Wehr vertritt ihre Interessen, doch am Ende eine gemeinsame Lösung gefunden zu haben, ist gut”, so Zillmann. “Das Erschütternde; dieses Konzept wurde vom Stadtrat abgelehnt und bis heute blieb es einfach in der Schublade liegen. Colditz steht eigentlich führungslos da, so geht es doch nicht!”
Ein weiteres Thema wurde angesprochen, der Breitbandausbau. Er ist in Colditz angelaufen, aber die Monopolstellung der Telekom ist sichtbar. Dort, wo die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist, auf unseren Dörfern, wird sich die Telekom zurückziehen. Doch da gibt es heute andere technische Lösungen, was wieder heißt, man muss mit den Leuten reden. Später kam er noch einmal auf das Thema: Es gibt ein Für und Wider zum Thema Internet. Aber Studien, in die er Einblick hatte belegen, dass sich hier Verschiebungen ergeben, die für uns positiv ausfallen könnten. Um einen Arbeitsplatz in der IT-Branche zu finden, die durch die technischen Veränderungen in der Witschaft immer gefragter werden, muss ich nicht mehr in der Metropole Leipzig sitzen. Die Programmierung kann heute auch in der Wohnung erfolgen. Das spart unnütze Fahrtkosten und -zeit. Somit verlagern sich die Arbeitsplätze aus den Speckgürteln heraus – auch für Colditz eine riesige Chance in Punkto Wohnungen und Arbeitsplätze. Hier machte er auch auf 2 negative Dinge aufmerksam. Der Gewerbe-Steuersatz ist mit Abstand der höchste in Sachsen. Mit 450 Punkten liegt er an der Spitze und im vergangenen Jahr brachte das 700 T Euro mehr ein, als im Jahr zuvor. Warum diese hohen Steuersätze, sie schrecken Neuansiedlungen ab; er wünsche sich einen gewerbefreundlicheren Umgang. Parallel dazu ist das Verhalten der CWG – wieso sollen da jährlich 6-stellige Summen an die Stadt abgeführt werden, wenn sie viel dringender in die Sanierung von Wohnungen gesteckt werden könnten, um Interessenten mit guten Angeboten nach Colditz zu locken.
( Red.: Der Skandal der CWG mit dem verlorenen Gerichtsverfahren hat einen Schaden hinterlassen, den man auf 170 T Euro bezifferte. Er ist allerdings im vergangenen Jahr noch angewachsen, da der GF durch 2 GF ersetzt wurde, die die Arbeit auch nicht ehrenamtlich ausführten und nun durch einen neuen GF abgelöst wurden. Ausgelöst wurde dieses Debakel durch BM Schmiedel, unterstützt vom Aufsichtsrat, die teils auch im Stadtrat sitzen. Für den entstandenen Schaden wurde niemand zur Rechenschaft gezogen: das kehren wir unter den Teppich.)
Auch die Liquidierung der Hausdorfer Bowlingbahn mit Umbau zum Stadtarchiv (Red.: geplante Umbaukosten 370 T Euro) kam unter dem Aspekt sinnloser Ausgaben zur Sprache.
(Red.: SR T. Brandt war in mehreren SR-Sitzungen mit Expertengutachten regelrecht Amok gelaufen. Doch vergeblich, denn den wirklichen Grund dieser Maßnahme nannte Stadtrat Wasner: Der HSV stehe vor der Insolvenz und so retteten sich Personen aus einem platzenden Kreditvertrag auf Kosten der Einwohner. Dem Beschluss wurde von der Für-unsere-Heimat-Fraktion zugestimmt.)
Hier musste Zillmann aber zugeben, dass, falls er neuer BM würde, diesbezüglich schwere Aufgaben auf ihn zukämen. Auch wenn er eine andere Meinung habe, an die gefassten Stadtratsbeschlüsse habe er sich zu halten.
Ein weiterer Punkt war auch der Wirtschaftsfaktor Tourismus. Zillmann sagte ganz klar, dass hier unbedingt Veränderungen nötig seien. “So läuft es ab – die Leute kommen mit dem Bus, steigen aus, laufen durch´s Schloss, kaufen sich schnell was zu essen auf die Hand und steigen wieder in den Bus. Es bleibt kein Geld in Colditz hängen!” Es fehlt an Gastronomie und Übernachtungen. Ein Gast machte einen Vorschlag: Fragen sie doch mal an, wir möchten in 4 Wochen mit 40 Mann ein paar Tage in Colditz verweilen. Wo können wir schlafen und essen und was können wir unternehmen? Über die Antwort werden sie erstaunt sein, das gehe nicht. Er schilderte einen Fall: In der Tourist-Info (TI) gab es “Schwarze Sau”, deren Verfall schon 2 Jahre abgelaufen war. Dann ging es auf das Schloss. Die britischen Gäste interessierten sich für den Glider. Der Besuch war aber nicht möglich; die Treppe habe zu viel Stufen.
(Red.: 2017 erhielt die TI mit einer Angestellten 45 T Euro aus dem Stadthaushalt, dazu 8.800 als Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft 2017 in der TMG Leipzig und dazu 6.600 Euro für eine 6 Monate laufende Werbemaßnahme der TMG. Also die Frage: Was hat uns 1 Tourist gekostet?)
Auch hier Zillmanns Grundvoraussetzung – die verantwortlichen Leute müssen an einen Tisch gebracht werden, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und das Gegeneinander abzustellen.
Eine weitere Frage: Wie würden Sie denn als Bürgermeister im Stadtrat arbeiten? Als BM fühle ich mich als Schlichter, um Streitereien zu bereinigen, breite Mehrheiten zu finden. Es kann nicht sein, wie derzeit, dass eine Fraktion immer nach dem Wohlwollen des BM abstimmt. Daraus entsteht ein Anreiz, der die Streiterei noch anheizt, man geht automatisch zum Protest über. Ich würde auch einen Jugendstadtrat einführen, um die Wünsche, Anregungen und Vorschläge der Jugend aufzunehmen, die wir Älteren völlig übersehen. Auch im Rathaus werden demnächst Stellen altershalber frei, müssen neu besetzt werden. Hier würde ich empfehlen, die Bewerbungen ohne Namen und Geschlecht, sondern nach Kompetenz zu bearbeiten, statt wie derzeit nach Willkür.
Ein Gast fragte Z. wie er denn die Leute zusammenbringen will? Z. antwortete, dass es ihm darum gehe, die Gemeinsamkeiten zu suchen, aufeinander zuzugehen und nicht nach dem Motto zu verfahren, den kann ich nicht leiden, mit dem rede ich nicht. Es sollte auch Gutes nach außen getragen werden und nicht nur herumnörgeln. Die Heimatverbundenheit sollte wieder hergestellt werden. Dazu gehöre auch ein Konzept von Visionen auf die nächsten 10-15-20 Jahre. Es ist auf keinen Fall kurzfristig zu schaffen, aber man sollte klare Vorstellungen haben, die Bürgerschaft mit einbinden, wie Colditz zukünftig aussehen soll.
Auch der noch laufende Rechtsstreit mit Grimma um den Bau der OS Böhlen kam zur Sprache. Z. fand ihn nicht gerade ideal, aber man müsse das Ergebnis nun abwarten. Seine Meinung ging allerdings noch in eine andere Richtung – es kommt hier mit dem Bau in Böhlen zu einem langen Zeitverzug. Man solle diese Zeit nutzen, um die Ausstattung unserer Sophienschule und damit das Image der Schule zu verbessern, denn der schlechte Ruf entspricht keinesfalls mehr dem, den es sich in den 90ger Jahren eingehandelt hatte. Hier habe sich inzwischen viel Positives getan.
Ein Gast sprach auch das Problem Asylanten in die Feuerwehr an. Er habe es im Rathaus vorgetragen, doch keine konkrete Antwort erhalten. Er war der Meinung, dass man doch mit den relativ jungen Leuten das Loch bei den Feuerwehren ein wenig stopfen könnte. Z. antwortete, dass er sich nach der Gesprächsrunde mit ihm noch einmal detailiert über dieses Thema unterhalten möchte. Ob es gehe, wird nicht so einfach sein, doch anpacken sollte man es schon. In diesem Zusammenhang kam es noch einmal auf das Problem FFW. Es kann nicht sein, dass die Kameraden stundenlang an der Beseitigung einer Ölspur durch die Stadt von der Arbeit fernbleiben. Das verärgert die Firmen, denn deren Arbeit bleibt liegen. In solch einem Falle müsste ein Abstimmung mit dem Bauhof doch möglich sein und das gehe nur in einem Gespräch zu klären.
Angesprochen wurde auch die Verbindung alter Einwohner vor allem auf den Dörfern mit jungen Leuten. Vorschläge gibt es, ob die Umsetzung möglich ist, müsste ausprobiert werden. Dem demografischen Wandel können wir aber nicht entgehen.
Es kamen noch weitere Anfragen. Aber der Grundtenor blieb – man sollte aufeinander zugehen. Dass BM und Stadträte ihr eigenes Spiel machen, wie derzeit, sei eine unmögliche Gangart.
Es war dennoch eine Gesprächsrunde, in der Themen des Stadtlebens auf den Tisch kamen. Wie die verfahrene Karre wieder in die Spur finden soll, wird die Aufgabe des neuen Bürgermeisters sein.

spiegel

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