Heimatliebe ist grenzenlos
Organisiert hatten es in diesem Jahr nicht nur die emsigen Frauen und Männer um Mark Zocher, sondern diesmal engagierte sich auch wieder Familie Tilgner mit. Was ist da wohl so bemerkenswert? Um Licht in das Dunkel zu bringen, muss man schon ein Wenig hinter die Kulissen schauen.
Eine nicht unbedeutende Rolle in der Orts- und Kirchengeschichte von Erlbach spielte die Familie Möbius. Otto Möbius war 50 Jahre lang Kantor der Kirche und mit ihr verwachsen. Aus einer kinderreichen Familie stammend, blieb er in diesem kleinen Örtchen am Erlbach, während sich andere Geschwister anderswo niederließen. Sein Bruder Ernst zog hinaus in die Welt, wanderte nach Amerika aus. Dort blieb er auch haften, gründete eine Familie. Nun, in einem neuen Jahrhundert, zog es dessen Sohn Mark an die Stätte seiner Wurzeln zurück. Er besuchte den Geburtsort seines Vaters.
Gänzlich unverhofft war der Besuch aus Amerika natürlich nicht, denn die Kontakte zu seiner Heimat bestanden schon seit Jahren. Irgendwo aus Asien, wo er häufig tätig ist, überwies der erfolgreiche und weltweit agierende Investment-Mamager Mark Mobius plötzlich eine stattliche 5-stellige Summe. Sie war zur Fertigstellung der Orgelrestaurierung angedacht und wurde zum wahren Segen für diesen Zweck. “Mit den großzügigen Spenden aus der eigenen Gemeinde war es uns möglich, die Orgel in den letzten Jahren wieder in den heutigen Zustand zu bringen”, zog Mark Zocher Fazit. “Allerdings hätte sich nicht alles in Eigenleistung vollbringen lassen. Die Generalrestaurierung kostet ca 80.000 – 90.000 Euro. Die großzügige Spende von Mark Mobius wird es nun ermöglichen. Die erforderlichen Genehmigungen werden noch in diesem Jahr eingeholt, damit im kommenden Jahr mit den Arbeiten begonnen werden kann. Erlbach wird damit ein wertvolles Stück Kirchengeschichte erhalten bleiben, eine gut funktionierende Ladegast-Orgel.” Der Abend verlief völlig locker wie in trauter Familienatmosphäre. Das halbe Dorf samt seiner vielen Gäste fanden sich in gemütlicher Runde zusammen. Nach dem offiziellen Teil des Abends konnte sich ein Jeder bei Kaffee und hausbackenem Kuchen miteinander unterhalten. Wer Appetit hatte, konnte sich auch die im Kessel selbstbereitete Suppe munden lassen. Trotz des emsigen Treibens war die wohltuende Ruhe im Kirchenschiff spürbar. Dann, als die Mägen gesättigt waren, lud Mark Zocher alle Interessierten hoch an die Orgel ein. Er demonstrierte das Funktionieren der Ladegast-Orgel und zauberte die Vielfalt der Klänge aus den Tasten und Registern. Hier verstand man spätestens, “dass alles Hand und Fuß haben muss”, denn anders als bei einem Klavierspieler, sind noch einer weiteren Ebene die Töne zu entlocken. Aber das bedarf reichlicher Übungsstunden. Mark Mobius sah so nicht nur, was aus seinen Dollars werden wird, sondern konnte es auch ohne viele Worte deutlich hören. Er verließ mit einem zufriedenen Gesicht das Dörfchen Erlbach, die Stätte seiner familiären Wurzeln. Mit Sicherheit wird dies auch nicht sein letzter Kontakt zu Erlbach gewesen sein.
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