Sie stehen wie die Orgelpfeifen
Brechen wir auf nach Lastau – sie ist die älteste Orgel unseres Kirchspieles und wurde 1817 vom Zeitzer Orgelbaumeister Johann Michael Gottlob Böhme gebaut. Dank ihrer guten Pflege und einer 1985 stattgefundenen Generalüberholung ist sie noch “gut bei Stimme”. Ihre Stimme ist deshalb so hoch, da sie fast einen ganzen Chorton höher gestimmt ist, wie dem heute einheitlichen Kammerton. Das Manual mit nur 11 Registern Macht sie zwar als älteste, aber auch kleinste Orgel unserer Kirchen rund um Colditz. Eine Besonderheit zeichnet sie aus; sie hat nicht nur Pfeifen-, sondern auch Glockenklänge. Ein kleines Glockenspiel von 6 Glöckchen kann über einen Außen angebrachten Zimbelstern in Bewegung gesetzt werden. All das, was uns Mark Zocher erzählte, brachte uns Timo Hoth zu Gehör.
Unseren nächsten Besuch statten wir der jüngsten Orgel in der Colditzer Stadtkirche ab. Da hatte Mark sehr viel Geschichtliches und Technisches den Gästen zu erzählen. Die Anzahl der Besucher hatte sich seit dem Start in Erlbach immer weiter vergrößert; zur Freude aller. Die Orgel stammt aus der Rochlitzer Orgelbau-Firma Schmeißer, deren Arbeitsstil sich mit den Generationen änderte. Die getroffenen technischen Veränderungen machen die Orgel heute zu einem viel größeren Instrument, als man es schlicht mit Blick aus dem Kirchenschiff vermutet. Selbst hinter der riesigen Front der Orgelpfeifen ohne Rahmen, dem Bauhaus-Stil ähnelnd, verstecken sich enorme technische Räume. Die letzte Reparatur kommt hinsichtlich der technischen Verän- derungen einem Neubau gleich. Was für ein technischen Know-how hinter den Manualen und vielen Registern steckt, führte uns Timo vor – eine absolute musik-technische Raffinesse. Die unterschiedlichsten Klangfarben zeugen vom Einfallsreichtum und der kulturellen Beobachtungsgabe der Orgelbauer. Mode ist also nicht nur eine Geschmacksrichtung der Kleidung, sondern auch der Kunst. Wer heute zu Gottesdiensten auf der Colditzer Orgel spielt, muss dafür schon im Vorfeld fleißig proben. Mark ließ es aber in all seinen Erläuterungen nicht nur beim Thema Orgel, sondern sprach auch über rein geschichtliche Daten der Gotteshäuser, über die er emsig recherchiert hatte.
Nach dem Colditz-Besuch ging es weiter nach Zschirla. Hier steht die Kirche vor einem großen Problem – die Orgel ist in die Jahre gekommen und muss dringend restauriert werden. Die Wiegand-Orgel ist die zweitälteste unseres Kirchspiels, wurde 1865 erbaut. Emil Wiegand baute sie noch nach der traditionellen mechanischen Traktur und der Schleiflade. Trotzdem war sie voller Klang. Teile wurden nun schon ausgebaut und sicher eingelagert. Für die anstehende Restaurierung sind einige Märkern nötig und so hoffen alle auf einen oder mehrere edle Spender. Erlbach hatte das vor allem Mark Mobius mit einer großzügigen Spende zu verdanken, einem heute 86-jahrigen, der seine familiären Wurzeln in Erlbach hatte. Am diesjährigen Orgelfest konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Wünschen wir ihm auf diesem Wege gute Besserung und baldige Genesung.
Nach dem Besuch in Zschirla ging es zurück nach Erlbach, wo alle gespannt auf das Orgelkonzert warteten. Dis Kirche war voller Besucher; ein Zeichen, dass die bisher gebotenen Veranstaltungen positiven Zuspruch fanden und die Gäste sich auf das nächste kulturelle Angebot freuen.
Ein besonderer Dank gilt hier nicht nur den beiden Kantoren, die allen Besuchern einen völlig unerwarteten, interessanten Sonntag bescherten. Dank sei auch an alle anderen, vor allem Familie Tilgner, die emsig an einem guten Gelingen des Abends mitgewirkt haben. über den ich später noch berichten werde.
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