Das Leben wird teuer
Die Nachrichten über die bevorstehenden Kosten- erhöhungen für Gas, Öl, Holz und Kohle, Strom überschlagen sich. Viele Leute sagen ganz geknickt: ich kann es nicht mehr erhören. Jeder von uns merkt es beim Einkauf des täglichen Bedarf´s. Der wahre Preis- anstieg liegt in der Praxis weit über der veröffentlichten Inflationsrate. Doch das ist, so sagt man auch gern, noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Das, was die Regierung morgens 9.00 Uhr verkündet, kann 12.00 Uhr schon “Schnee von gestern” sein. Jetzt, wo wir uns über die seit Wochen anhaltende Hitzewelle ärgern, sind die Gedanken oft dabei, irgendwo ein schattiges Plätzchen zu finden. Doch was wird, wenn die Temperaturen der Jahres- zeit entsprechend mehr und mehr nach unten gehen? Sehnen wir uns dann nicht nach einem warmen Stübchen?
Die Bundesregierung arbeite an weiteren Maßnahmen, die Krise für alle abzufedern. Pläne, aus der umweltschä- digenden Energieerzeugung schnellstens auszusteigen, sind aufgrund der sich dramatisch entwickelten Lage längst vom Tisch. Doch beruhen die debattierten und gefassten Beschlüsse auf einer Einigkeit der Ampel- koalition? Man zweifelt langsam daran. Wenn ein Unternehmer etwas entwickelt, was gut gelingt, dann soll er selbstverständlich auch damit den verdienten Gewinn erhalten. Doch was ist mit Jenen, die “zufällig” von einem Umstand horrend profitieren, wozu sie gar nichts beitrugen, dessen Last die kleinen Bürger nun zu tragen haben? Mehrere EU-Staaten haben sofort reagiert und eine “Übergewinnsteuer” eingeführt. Damit könnte die nicht zu stemmende Belastung für Rentner und Geringverdiener etwas abgefedert werden. Unser Fin.-Minister Ch. Lindner (FDP) ist da ganz anderer Meinung; über Gewinne spricht man nicht! Sind wir nicht mehr EU-Mitglied?
Besonders betroffen sind von der Krise die Älteren im Osten Deutschlands; Colditz bildet keine Ausnahme. Mit dem generellen Zusammenbruch der Ost-Wirtschaft mit der Wende und der Schließung des Porzellanwerkes zahlte Colditz und sein Umland einen hohen Preis. Die meisten der ehemaligen Arbeiter wurden durch ABM-Maßnahmen und Ähnliches über die Jahre geschleppt und dann meistens früh verrentet. Dafür zahlen sie in der heutigen Situation unverschuldet einen doppelt so hohen Preis.
Gerade Viele dieser älteren Generation wohnen in Gebäuden der CWG, einer 100%igen Tochter der Stadt. Im Juli diesen Jahres erhielten sie mit der Abrechnung des Vorjahres eine kleine Erhöhung der Nebenkosten. Inzwischen hat sich die Situation aber entscheidend verschlechtert; eine neue Mitteilung, wie es vor allem ab Oktober weitergeht, was auf sie finanziell zukommt, haben die Mieter noch nicht erhalten. Auf meine Frage an Mieter, ob denn die Möglichkeit (in den Großblöcken) bestehe, eine eigene Heizmöglichkeit zu schaffen (ev. mit Holz oder Kohle), kam eine verneinede Antwort – wir haben ja gar keinen Schornstein mehr. Im Zuge einer Modernisierung der Wohnungen wurden die Schornsteine demontiert; die heutige Lage konnte niemand erahnen. Also werden die Mieter auf die Entscheidungen der Vermieter angewiesen sein. Das Finanzielle kann aber auch die CWG nicht entscheiden; hier muss der Staat helfend eingreifen.
Die Energiekrise betrifft nicht nur die Wohnungen; auch öffentliche Gebäude, Schulen, Kindergärten – alles steuert auf das Winterhalbjahr zu. Von einem “WIE” ist aus dem Rathaus nichts zu hören. Der Stadtrat hat auch Sommerpause; es geht erst ab September weiter. Da müsste es ja noch schön warm sein, es sei denn, das Colditzer Klima verschlechtert sich bis dahin noch krasser.
J. Wissler (Die Linke) hat die Leute aufgerufen, an Montagsdemos wieder teilzunehmen. In Talk-Sendungen wird ihr da Aufwiegelung der Bevölkerung vorgeworfen. Doch sie dementiert diesen Vorwurf – Man soll wieder einmal auf die Straße gehen, um der Regierung zu zeigen, dass es auch Millionen Bürger in Deutschland gibt, die eine solche Krise nicht einfach mit links wegstecken können. Da sollte auch die Regierung ´mal einen Blick auf die Probleme der kleinen Bürger werfen, nicht nur auf ihren eigenen Gehaltszettel.
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