40. Stadtratsitzung – Schulen im Blickpunkt
Werfen wir einen Blick zurück: Man möchte es kaum glauben, aber im letzten Jahrhundert, das viele von uns noch persönlich erlebten, hatte das heutige Colditz 13 Schulen, die Berufsschule des PKC nicht mitgerechnet (Bockwitz, Colditz, Collmen, Commichau, Erlbach, Hausdorf, Hohnbach, Koltzschen, Lastau, Maaschwitz Schönbach, Sermuth und Zschirla). Vier Klassen in einem Zimmer, unterrichtet von einem Lehrer, war längst nicht mehr zeitgemäß für eine gute Bildung. So wurden nach und nach in der DDR-Zeit die Schulorte zusammengelegt, einige Schulen aufgegeben. Um die Kinder zur Schule und danach wieder nach Hause zu bringen, wurden Schulbusse eingerichtet. Den Eltern war vorgeschrieben, wo ihre Kinder eingeschult wurden.
Die Zeit ist nicht stehen geblieben – Die Gemeindefusionen sind nach der Wende weitergegangen, entstanden ist nun das Verwaltungsgebiet als Stadt Colditz mit seinen 26 Ortsteilen. Bei der letzten Amtshandlung kamen auch 4 Dörfer der Gemeinde Großbothen hinzu. Damals wurde eine Zweckvereinbarung geschlossen, dass den Eltern die Möglichkeit eingeräumt wurde, ihre Kinder weiterhin in Großbothen einschulen zu lassen. Das soll nun ab 2020/21 widerrufen werden.
Die beiden in Colditz verbliebenen Grundschulen Colditz und Hausdorf haben mit geringen, stagnierenden Schülerzahlen zu kämpfen. Der Hauptgrund liegt aber nicht in einer schlechten Schulqualität, sondern in der Zerschlagung der Betriebe und dem damit verbundenen Wegfall vieler Arbeitsplätze (allein das Porzellanwerk mit rd. 1400 Arbeitsplätzen). Als Konsequenz sind die jungen Leute gen Westen ausgewandert, wo sie als Arbeitskräfte gesucht wurden. Doch gerade diese jungen Leute waren mit ihren Familien die Basis für Nachwuchs, der uns nun fehlt. Sie werden auch wegen der Schulsituation nicht so schnell wieder zurückkommen. Die Einwohnerzahl ist in den letzten beiden Jahrzehnten drastisch gesunken. Die Stadt überaltert zunehmend, vergreist. Es entsteht immer mehr eine soziale und kulturelle Verödung. Diese Erkenntnis wird allerdings von Oben ignoriert, doch in der letzten Bundestagswahl den Politikern mitgeteilt. Die ersten kleinen Schritte sind noch in unseren Köpfen – die Euphorie der Wende ist längst verflogen. Die schnell in ein Gymnasium umgewandelte Mittelschule wurde wegen fehlender Schüler schon vor Jahren wieder zur Oberschule zurückgeführt. Aus der Berufsschule des PKC ist eine Kindertagesstätte geworden. Die jüngste Schule der Stadt, die Bruno-Apitz-Schule, wurde im Frühjahr 2014 dem Erdboden gleich gemacht, ein unbenötigter Kostenfaktor wurde ausradiert. Der Anblick ist uns nur noch als Foto erhalten geblieben.
Aus den 4 Orten, um die es in der letzten SR-Sitzung vor allem ging, fahren die meisten auch nicht gen Colditz zur Arbeit und zum Einkauf. Die Argumentation der SRe, diesem Beschluss zuzustimmen, ist verständlich, denn sie wurden ja dafür gewählt, für eine positive Entwicklung der Stadt zu sorgen. Doch auch aus den Ortsteilen sind Personen im Stadtrat, die zur letzten Wahl die Stimme dafür bekamen, die Interessen ihrer Gemeinde im SR zu vertreten.
Die geäußerte Angst, dass die in Großbothen eingeschulten Kinder nach 4 Jahren nicht nach Colditz, sondern an die Oberschule Böhlen wechseln, ist nicht unbegründet. Falls der Neubau einer Schule in Böhlen trotz bestehendem Rechtsstreit zwischen Colditz und Grimma erfolgt, werden logischer Weise sich die Eltern um Aufnahme ihrer Kinder in eine “moderne” Schule bemühen. Das hätte für Colditz gravierende Folgen. Fazit: Die Eltern haben heute die Freiheit, selbst zu entscheiden, wo ihre Kinder unterrichtet werden sollen; das ist Demokratie. Eine Frage bleibt – Was wäre die Stadt Colditz ohne eine Schule???
Übrigens – vielleicht denken wir über das Problem etwas senil nach. Der Freistaat Sachsen gibt zu, einen akuten Lehrermangel zu haben. Das Loch soll vorübergehend mit Quereinsteigern gestopft werden. Jedoch wie das Einkaufen könnte doch Bildung zukünftig nur noch über das Internet erfolgen. Brauchen wir den dann überhaupt noch Schulen ? Die Lehrer könnten alle zu Psychologen umqualifiziert werden, die gesundheitlichen Auswirkungen bei den Kinder sind längst bekannt.
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