Ein einzigartiges Museum – der Stasi-Bunker Machern
Ein unscheinbares Objekt – die Ausweichführungsstelle des MfS im Bezirk Leipzig
Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte “Runde Ecke” Leipzig, zu der auch der Bunker gehört
Macherns Bürgermeisterin Doreen Lieder
Ein kleines “Dankeschön” – (v.li. n.re.) A. Knauck (ehrenamtl.), T. Ulbricht (ehr./ Bürgerkomitee), Prof. Dr. J. Wenge (Vors. BK) , T. Hollitzer (GS-Leiter))
Schleuse im Bunker zur Dekontaminierung
Arbeitsplatz des Bunker-Leiters
Der Raum des Bez.-Leiters des MfS (Gen.-Major Hummitzsch), der einzige mit dieser Ausstattung
Die Wasseraufbereitungsanlage
Die Telefonanlage
Ein Teil der Nachrichtenanlage
Verschüsselt hätten von hier aus alle Befehle den Bunker verlassen
Skurile Ideen – man hatte für alle möglichen Ausfälle vorgesorgt
20 Jahre ist es nun her, dass ein der höchsten Geheimhal- tungsstufe der DDR unterliegendes Objekt den Status eines Museums erhielt und damit der Bevölkerung zugänglich gemacht werden konnte. Es war die als Ausweichführungsstelle der Bezirksverwaltung des MfS gedachte Bunkeranlage am Rande der Gemeinde Machern. Im Rahmen dieser Festveranstaltung am Vortag des diesjährigen “Tag des offenen Denkmals” hielt man Rückschau auf jene Jahre, die zur Erhaltung dieses einzig- artigen Objektes als geschichtsträchtiges Denkmal führten. Tobias Hollitzer, Leiter der Leipziger “Runden Ecke”, ließ jene Jahre noch einmal Revue passieren, verknüpft mit einer Fotoausstellung unter dem Thema “Kalter Krieg”. Als 1989 von Leipzig ausgehend die Demon- strationen gegen den Systemstaat DDR immer krasser wurden, für die SED-Führung nicht mehr beherrschbar, kam es heute noch erstaunlich zu einer Kapitulation der bis dahin uneingeschränkt herrschen- den Führungsspitze. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, ein Kapitel des lange währenden kalten Krieges war beendet. Auch die Macherner interessierten sich schon, was sich im Waldstück am Rande der Bungalow-Siedlung verbarg. Der inzwischen verstorbene Pfarrer Gottfried Süß war Initiator, eine Offenlegung des wahren Zwecks der als Anlage der Wasser- und Abwasserversorgung ge- tarnten zu erzwingen. Es ist anzunehmen, dass auch das MfS inzwischen überzeugt war, den Kampf verloren zu haben. So konnten Monate später Interessierte die Anlage unter der Erde bestaunen. Die Bunkeranlage war kein Waffenarsenal, sonder für den Tag “X”, eines militärischen Angriffs, egal ob nuklear, chemisch oder konventionell, als Ausweich- führungsstelle der Bezirks- verwaltung Leipzig des MfS gedacht. 100 hohe Bedienstete des MfS und 2 hohe Offiziere des KGB hätten hier unter der Erde für ca. 14 Tage geschützt Platz gefunden und den weiteren Verlauf jeglicher Kampfhand- lungen steuern können. Geplant wurde die Anlage schon 1969, der Bau erfolgte ab 1972 mit ausschließlich Arbeitern des MfS. Zivile Firmen wurden auf der Baustelle nie eingesetzt, nur zur Fertigung von Bauteilen in Betrieben. 1974 wurde inof- fiziell die Anlage übergeben, wies aber derartige Bau- mängel auf, dass sie offiziell erst ab 1979 übergeben werden konnte. Genutzt wurde sie zum Glück nie, denn zu einer derartigen Konfrontation der beiden Lager NATO und Warschauer Pakt kam es nicht. Durch den Bunkerleiter und einen Hausmeister musste aber sichergestellt werden, dass sie im Falle “X” voll funktionsfähig ist. Noch vor der Wende wurde nur die Nachrichtentechnik auf den neuesten Stand gebracht. Allein die Baukosten für die Telefonleitung nach Leipzig schätzt man auf eine Mio. DDR-Mark, die Funk-Sende- anlage war auch weit ausserhalb des Bunkers. Über die Gesamtkosten für den Bau dieses Objektes liegen keine Belege vor, sie lassen sich nur auf einen hohen siebenstelligen Betrag schätzen. Es war aber kein Einzelobjekt, denn alle Bezirksverwaltungen hatten von Erich Mielke den gleichen Befehl erhalten. Parallel dazu hatte die NVA ihre eigenen Objekte. Damit lässt sich abschätzen, welche enormen Summen aus der Volks- wirtschaft der DDR abgesaugt wurden, um für wenige Befehlsgeber über den Tag “X” hinaus ein gesichertes Überleben zu ermöglichen. Die Volkswirtschaft hätte dieses Geld viel dringender für ihre Modernisierung benötigt. Was mit den Bunkerinsassen allerdings nach 2 Wochen des Tages “X” geworden wäre, war offensichtlich nie ein Nachdenken wert. Ebenso absurd die heutige Frage: Die Bunkeranlage ist fensterlos, Videoüberwachung oder Handy gab es noch nicht. Wie hätten die Bunkerinsassen erfahren sollen, was mit ihrer eigenen Familie passiert ist – Staatsdienst hat Vorrang. Auf die Initiativen all Jener, die am Zustandekommen dieses Museumskomplexes beteiligt waren und den Betrieb bis heute ermöglichen, können die Geschichtsexperten stolz sein. Wie alle anderen analogen Objekte sollte der Machener Bunker zugeschüttet werden. Das hätte ein Auslöschen eines geschichtsträchtigen Stückes im “Kalten Krieg” bedeutet. Zwischen 1990 und der Eröffnung des Museums 1996 liegen harte Jahre, denn dem Vandalismus waren schon einige Dinge zum Opfer gefallen. Eine Flutung des Bunkers richtete ebenfalls einen enormen Schaden an. Tobias Hollitzer dankte aber auch auf diesem Wege für die Unterstützung durch die Bundeswehr, die half, aus anderen gleichartigen Objekten die vorhandene Ausrüstung nach Machern zu holen und damit die technische Ausrüstung hier wieder zu vervollständigen. Ebenfalls ein Danke für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Machern. Eine Feststellung traf er etwas spaßig: Der Bunker wurde in der DDR nicht so lange genutzt, wie nun in der BRD. Zig Tausende haben in den vergangenen 20 Jahren die Gelegenheit genutzt, diese streng geheime militärische Anlage zu inspizieren. Das Interesse reißt nicht ab. Ob allerdings der “Kalte Krieg” endgültig vorbei ist, wie es Sven Felix Kellerhoff in seiner Laudatio über die Fotoausstellung darstellte, ist zweifelhaft. Die derzeitige weltpolitische Lage macht zumindestens nicht den Eindruck, dass ein “sicherer Frieden” herrsche.
Als Gäste überbrachten auch Roland Pohle (Mitglied des Sächsischen Landtages) und Marian Wendt (Mitglied des Deutschen Bundestages) mit ein paar ermutigenden Worten Jubiläumsgrüße.
Dennoch eine Empfehlung:
Nutzen auch Sie die Gelegenheit; schauen Sie sich dieses einzigartige Museum an.