100 Tage im Amt – Robert Zillmann

Markt mit Rathaus

Markt mit Rathaus

Weeßte schon is Neiste von Kulz ???

Weeßte schon is Neiste von Kulz ???

Die ham seit Juni en neien Berchemeester! So könnten es wohl die ortsfremden Sachsen sagen… Seit 1. Juni ist Robert Zillmann im Amt; Zeit eine kleine Bilanz über seine Arbeit in den ersten 100 Tagen zu ziehen. Hat sich seitdem etwas spürbar verändert, hält er seine gemachten Wahlversprechen? Lassen wir einfach ´mal die Putzfrauen sprechen, denn die wissen immer alles zuerst.
Zillmanns Hauptversprechen in seinem Wahlkampf war, die Stadt mit den Bürgern voranzubringen. Er wollte auf sie zugehen und damit auch für Transparenz seiner Entscheidungen sorgen. Die erste auffällige Änderung war die neue Sitzordnung während der Stadtratsitzungen. Ein gemeinsamer Tisch in U-Form hob das konträre Gegenübersitzen der Fraktionen auf. Auch wenn sich Stadträte dagegen aussprachen, weil sie sich den Besuchern den Rücken zudrehend nicht wohlfühlten, blieb er bei seinem Entschluss. Als Außenstehender kann man dies nur gutheißen, denn die SRe kommen ja nicht alle zur gleichen Zeit in den Saal, könnten sich ohne Fraktionszwang auch einmal freundschaftlich nebeneinander setzen und den Besuchern in die Augen schauen. Es ist ihnen kein Platz zugewiesen worden. Die 2. Auffälligkeit ist, dass seitdem wesentlich mehr Einwohner die Sitzungen besuchten, als bisher. Es wäre ein sichtliches Zeichen der Colditzer, dass sie an der Entwicklung der Stadt teilhaben möchten.
BM Robert Zillmann an seinem Arbeitsplatz

BM Robert Zillmann an seinem Arbeitsplatz

Das Stadtbild und seine Zukunft sind eng verknüpft

Das Stadtbild und seine Zukunft sind eng verknüpft

Die Bekanntheit der Stadt nach vorn bringen

Die Bekanntheit der Stadt nach vorn bringen

Die Porzellanwerk-Brücke

Die Porzellanwerk-Brücke

Zillmann hatte keine Einarbeitungsphase, ist im wahrsten Sinne des Wortes “in´s kalte Wasser gesprungen”. So bekommt er nach und nach erst Einblick in die bisherigen Vorgänge. Insidern nur aufgefallen, musste ein TOP, der Pachtvertrag vom Schloss Podelwitz, von der Tages- ordnung genommen werden, vorerst ausgesetzt. Ein SR bemängelte später in einem Gespräch: “Wir SRe haben bis heute noch keinen Einblick in diesen Vertrag erhalten, sollen aber darüber abstimmen…” Dass die meisten Aufgaben gar nicht binnen kürzester Frist gelöst werden können, ist einleuchtend. Dazu kommt, dass viele Dinge nicht einmal von seiner eigenen Entscheidung abhängen, sondern übergeordnete Ämter und Behörden auch das Sagen haben, es ist kein Geheimnis. Der Irrweg der Behörden nimmt mit seinen Vorschriften immer mehr Zeit in Anspruch, etwas zu erledigen und ein kleiner Formfehler in dem Gesetzesdschungel kann zum Platzen manches Vorhabens führen.
Um die Stadt zukunftsträchtig voranzubringen, greifen viele notwendige Aufgaben eng ineinander. Das beginnt mit der Schaffung bezahlbarem, aber anspruchsvollem Wohnraum, um jüngere Bürger zum Bleiben in Colditz zu überzeugen. Dazu zählt die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen über den Ausbau der kulturellen Einrichtungen für Freizeit, Gastronomie und Sport, die Schulen, der Nutzung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor, dem altersgerechten Leben und vieler Dinge mehr. Der demografische Wandel ist spürbar; die Senioren nehmen zu und die ausgewanderte Jugend sollte zurückgeholt werden. Die ersten Konsequenzen hat Zillmann schon im Visier – das Bauamt soll aufgestockt werden, da mit dem derzeitigen Personalstock die riesigen Aufgaben nicht zu stemmen sind, Prioritäten setzen. Das würde dem eingeleiteten Abbau entgegenwirken, dessen fatale Auswirkungen sichtbar sind.
Um die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Einwohnern zu stärken, wartet Zillmann nun nicht erst, dass die Bürger zu den öffentlichen Sprechstunden im Rathaus erscheinen; er geht zu ihnen in die Ortsteile, um ihre Sorgen und Wünsche zu hören. Parallel dazu könnte der eingesetzte Stadtteilmanager Andreas Röding den Kontakt zwischen Bürgern, Vereinen, Betrieben und Stadt positiv unterstützen. Viele Veränderungen müssen demnächst getroffen werden, die sicher nicht immer auf Gleichklang stoßen. Der Breitbandausbau soll auch in Colditz und den Ortsteilen fortgesetzt werden, doch er hat nicht nur eine positive Seite. Um Colditz führt kein Weg herum; das Einkaufsverhalten der Bürger hat sich generell verändert und führt nicht nur bei uns zum Aussterben der Innenstädte und Dörfer, sondern hat längst die Großstädte im Westen erwischt.
Also lassen wir uns überraschen, wie der zukunftsorientierte neue Bürgermeister das Puzzlespiel lösen wird. Dazu gehört viel Mut und worauf er baut – die Unterstützung und Mitwirkung aller Einwohner. Eine Erkenntnis hatte allerdings Napoleon Bonaparte schon gezogen, der am 6. Mai 1813 auch in Colditz weilte: “Man kann keinen Eierkuchen backen, ohne ein paar Eier zu zerschlagen.”

spiegel

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